Gespräch mit Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin Kulturland Brandenburg
Kulturland Brandenburg wird zum 500. Jahrestag der Reformation in Deutschland im Jahr 2017 das Themenjahr „Wort und Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“ vorbereiten. Was ist das Anliegen? Wir haben Projekte geplant in einer Region, in der Luther nicht ständig präsent war, die Reformation jedoch deutliche Spuren hinterlassen hat. Wir wollen zeigen, was die Reformation für das Alltagsleben der Menschen, für den Adel, die Bürger und die gesamte Bevölkerung bedeutet hat.
Also kein zusätzlicher akademischer Exkurs mit hoher Wissenschaft … Wir wollen den Besucher einladen, im Land Brandenburg mit uns und unseren Partnern auf Spurensuche zu gehen. Wo sind die Spuren der Reformation in meinem Umfeld, in meinem Landkreis, was ist da zu finden? Da sind als erstes die Kirchen mit ihrer Ausstattung, die eine Menge erzählen können, aber nicht sie allein. Da werden Stadtrundgänge entwickelt, die sich diesem Thema widmen. Es werden „Lesehilfen“ auf Informationstafeln angebracht, um in den Kirchen nachzuvollziehen, was sich durch die Reformation in der Ausstattung geändert hat.
Im nächsten Jahr werden wir am 5. Mai den Reigen unserer Projekte im Frankfurt (Oder) eröffnen. Die Stadt ist ein gutes Beispiel für die Entwicklungen in den Zeiten der Reformation. Hier zeigt eine Ausstellung u. a. eine Reihe von Epitaphien (Grabinschriften), die die Bürger für die Marienkirche gestiftet haben. Da wird deutlich, was sich für die Bürger und ihre Einstellung zum Leben, zur Gesellschaft, zu Gott, zu ihrem Glauben verändert hat.
„Wir wollen zeigen, was die Reformation für das Alltagsleben der Menschen, für den Adel, die Bürger und die gesamte Bevölkerung bedeutet hat.“
Welche kulturellen und künstlerischen Projekte sind geplant? Die Musik spielt eine große Rolle, da sie ja durch die Reformation eine andere Bedeutung gewonnen hat. Es wurden in der Folge Kantoreien gegründet. Dazu wird in der Stadt Finsterwalde im Sänger-Museum eine Ausstellung präsentiert. Gemeinsam mit dem Verein „Kulturfeste im Land Brandenburg“ werden wir ein umfangreiches Konzertprogramm mit Musik aus der Reformationszeit auflegen.
Die Musik war ja nicht nur ein Begleiter für die Reformation … Die Reformation hat für die Musik viele Impulse gegeben, natürlich vor allem für die Musik im Gottesdienst.
Der Beitrag vom Dominikaner-Kloster in Prenzlau ist besonders interessant. Eine Ausstellung zeigt, wie sich die Lebenshaltung im Adel und im Bürgertum im 16. Jahrhundert durch die Reformation veränderte. Außerdem gibt es hier ein Artists-in-Residence- Projekt. Da geht es um zeitgenössische Künstler, die vor Ort arbeiten und sich mit dem Glauben und der Reformation auseinandersetzen, – ein Projekt der Kulturstiftung der evangelischen Kirche St. Matthäus, das auch andere Orte einbezieht.
Was können Touristen von dem Themenjahr erwarten? Aus der Berliner Perspektive kann ich nur sagen: Herzlich willkommen in Potsdam. Dort wird im nächsten Jahr eine wichtige Ausstellung zum Begriff der Freiheit zu sehen sein. Auf der Grundlage der berühmten Luther-Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ wird diesem Thema vielfältig, auch anhand konkreter Biografien, nachgespürt.
Der Tourismus-Verband Fläming hat ein umfangreiches Programm aufgelegt. So wird beispielsweise in Jüterbog ein Mysterienspiel rund um Fegefeuer und Ablassbriefe veranstaltet, das an historisch verbriefte Ereignisse in Jüterbog anknüpft und die ganze Stadt beteiligt.
Eine tolle Idee ist der Luther-Pass, der vom Elbe-Elster-Land herausgegeben wird. Mit diesem Pass werden die Besucher zu den authentischen Orten der Reformation in Sachsen, Sachsen-Anhalt und im Süden von Brandenburg geführt.