
Seit 2015 betreiben Arne Ewerbeck und Roman Witt die erste vegane Kochschule Deutschlands in Hamburg-Eimsbüttel. Inzwischen haben sie einen zweiten Standort in Wandsbek eröffnet, beschäftigen circa 15 Kursleiter und bieten rund 25 verschiedene Kochkurse an. Alle Speisen sind auf pflanzlicher Basis, mit regionalen Zutaten und in Bio-Qualität. „Bei uns kommen keine Fertigprodukte auf den Tisch, alles wird frisch zubereitet“, betont Arne Ewerbeck, einer der Geschäftsführer.
Die Idee zur veganen Kochschule entstand im Zuge des damaligen Trends zu einer pflanzlichen Ernährung – mit dem Ziel zu zeigen, wie abwechslungsreich, kreativ und kulinarisch die vegane Küche sein kann. Die Schule trägt den Namen „Kurkuma“, benannt nach dem aromatischen Gewürz aus Asien, das nicht nur für seine intensiven Aromen, sondern auch für seine gesundheitliche Wirkung bekannt ist. „Wir haben der Schule den Namen gegeben, weil Kurkuma in vielen veganen Gerichten eine zentrale Rolle spielt – es steht für Würze, Farbe und Vielfalt, genau wie unsere Kochkurse“, sagt Roman Witt. Er entwickelte das Konzept der veganen Kochschule aufgrund seiner eigenen Umstellung auf eine vegane Ernährung vor 13 Jahren – ein Wendepunkt, der seine Sicht auf Lebensmittel und Kochen grundlegend veränderte. „Wir wollen für unsere Kursteilnehmer einen Ort schaffen, an dem sie selbst ausprobieren können, wie es ist, beim Kochen auf tierische Produkte zu verzichten – und erleben, wie viel Freude und Genuss dabei entstehen kann“, sagt der Autodidakt, der über keine klassische Kochausbildung verfügt, sich sein Wissen jedoch über viele Jahre hinweg selbst angeeignet hat. „Ich liebe es einfach, in der Küche zu stehen und zu kochen“, erzählt Roman Witt.

Die ersten Kochkurse fanden damals noch in seinem veganen Restaurant in Eimsbüttel nach den regulären Öffnungszeiten statt. Als die Nachfrage jedoch zu groß wurde, suchten sich Roman Witt und Arne Ewerbeck eine neue Wirkungsstätte ihre Schule und hatten dabei viel Glück: Zufälligerweise wurde gleich um die Ecke eine Ladenfläche frei, in der eine Eisdiele war. Damals genau der richtige Zeitpunkt für die Eröffnung der veganen Kochschule, denn der Trend hat rasant Fahrt aufgenommen und die Neugier vieler geweckt. Heute stehen bei vielen eher Aspekte wie Gesundheit und Nachhaltigkeit im Vordergrund.
Mut und Durchhaltevermögen
Rund zwei Jahre hat es dann noch gedauert, bis die vegane Kochschule richtig angelaufen ist. Das hat neben Nerven auch viel Geld gekostet. Beide haben die Finanzierung aus eigenen Mitteln gestemmt. „Natürlich war das ein Risiko“, sagt Arne Ewerbeck, der seit zwölf Jahren vegan lebt. Beide Männer haben an das Konzept geglaubt – ein wichtiger Schlüssel zu ihrem Erfolg. „Für eine Gründung erfordert es Mut und Durchhaltevermögen“, sagt er. Im März 2020 eröffneten sie eine zweite Kochschule im Stadtteil Wandsbek, aber gekocht wurde da lange nicht. Der Grund: Corona. „Wir haben uns in der Pandemie mit Online-Kursen über Wasser gehalten“, erzählt Ewerbeck, der ebenfalls kein gelernter Koch ist, sondern studierter Physiker. Dennoch liebt auch er das Kochen und gibt sein Wissen gerne als Kursleiter weiter. Das Angebot der Online-Kurse gibt es nach wie vor. „Es gibt Teilnehmer bei uns, denen ist es lieber zu Hause zu kochen als hier mit Fremden“, sagt Ewerbeck. Inzwischen habe Roman Witt sogar noch eine dritte vegane Kochschule mit dem Namen „Soybird“ in Athen eröffnet. Er pendle regelmäßig zwischen Deutschland und Griechenland hin und her.
Vegane Gerichte aus Spanien
Während des Interviews, bereitet Kursleiter Ignacio Malespina die Zutaten für den spanischen Kochkurs vor. Der 35-Jährige, der seit zwei Monaten in der Kochschule „Kurkuma“ arbeitet, wiegt die Linsen ab, reinigt den Salat und verteilt verschiedenes Gemüse wie Paprika, Auberginen und Tomaten auf die Schüsseln. In der Regel dauert die Vorbereitungszeit für einen Kurs zwischen zwei bis drei Stunden: „Das machen wir immer so, damit der Ablauf beim Kochen reibungslos funktioniert“, erzählt Malespina. Der Argentinier kennt sich bestens mit der spanischen Küche aus. Auch er ist kein ausgebildeter Koch, sondern gelernter Bäcker und arbeitet seit einigen Jahren in einem veganen Restaurant. „Das Kochen ist meine Leidenschaft“, sagt er. Und auch, wenn einige Leute mit der spanischen Küche Fleisch und Fisch verbinden, ließen sich alle Gerichte auch wunderbar vegan umsetzten. „Wir können zum Beispiel für die Tortilla statt Eiern Linsenmehl als Bindemittel nehmen“, erzählt er. Heute gibt es typischen Gerichte wie Tapas, Paella und Mandelkuchen. Und der Kursleiter fügt lächelnd hinzu, dass natürlich auch eine ordentliche Portion Knoblauch nicht fehlen dürfte.

Nach und nach treffen die ersten Kursteilnehmer in der Kochschule ein. Für heute sind 17 Personen angekündigt und die meisten haben den Kurs als Geschenk bekommen oder haben ein Faible für Spanien und die dortige Küche. Lediglich zwei der Teilnehmer sind tatsächlich Veganer, die Restlichen essen Fleisch. Zu Beginn ziehen sich alle Teilnehmer Schürzen an und kleben sich ein Namensschild an, damit sie sich während des Kochens besser verständigen können. Inzwischen hat Ignacio Malespina leise spanische Musik im Hintergrund für die passende Stimmung angemacht. Die Teilnehmer haben sich um die Kochinsel versammelt, wo sie die Rezepte studierten. Einige haben sich bereits ein Glas Wein geholt, denn auch das darf zum Kochen nicht fehlen.
Neugier auf was Neues
Der 55-jährige Michael Eckhardt aus Schleswig-Holstein nimmt zum ersten Mal an einem Kochkurs teil. Seine Stieftochter habe es seiner Frau geschenkt und er sei mitgekommen. „Erst war ich etwas überrascht, dass der Kurs vegan ist, aber dann habe ich mich gefreut“, sagt er. Er koche gerne Spanisch, Italienisch und Asiatisch und hoffe durch den Kurs seinen Horizont erweitern zu können. Teilnehmer Dennis Maier ist einer der beiden Veganer des Kurses. Er verzichtet schon seit zwei Jahren auf tierische Produkte. „So eine vegane Kochschule ist schon eine tolle Sache“, sagt der 27-Jährige aus Hamburg, der ein totaler Spanien-Fan ist. Seit acht Jahren in Folge habe er das Land bereist. Die 29-jähre Kathi Kellner und ihre Freundinnen Marie Gutsch (30) und Sarah Wittenbrink (30) hat es durch Zufall hierher verschlagen. „Wir haben im Internet nach einer Kochschule gesucht, weil wir schon immer zusammen einen Kochkurs machen wollten. Dann wurde uns dieser hier vorgeschlagen und wir dachten, wieso eigentlich nicht?“, erzählt sie. Sie sei gespannt, wie die Gerichte heute fleischlos schmecken werden. Und ihre Freundin Sarah Wittenbrink fügt hinzu, dass es mehr solcher Angebote für Veganer geben müsse. Die Dritte im Bunde, Marie Gutsch, würde sich bereits größtenteils vegan ernähren, aber hin und wieder eben doch noch Fleisch essen.
