Weit mehr als nur ein Witz

Foto: Opel Automobile GmbH

Was gibt es nicht alles für Witze und Klischees über den Opel Manta. Der feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag und ist trotz des Proleten-Image der 90er Jahre zu einem echten Kultauto geworden.

Wie geht der kürzeste Manta-Witz? „Steht ein Manta vor der Uni.“ Nur einer von unzähligen Witzen, die vor allem in den 80er und 90er Jahren über Manta-Fahrer kursierten. Die galten als bildungsferne Proleten, hießen meistens Manni, trugen Goldkettchen und Cowboystiefel und hatten eine Friseuse auf dem Beifahrersitz. So schaffte es der Manta sogar in die Sendung „Wetten, dass…?“. Hier wurden zehn Manta-Fahrer mit dem Namen Manni und einer Friseuse als Partnerin gesucht. Keine Frage, dass die Wette tatsächlich gewonnen wurde. Die Filme „Manta, Manta“ mit den damals noch wenig bekannten Til Schweiger und Tina Ruhland, sowie „Manta, der Film“ setzten dem Wagen auf der Leinwand ein Denkmal. Und noch heute bekommt man für eine „Manta-Platte“ im Ruhrpott Currywurst mit Pommes. Allen Klischees zum Trotz, der Manta ist Kult. Auch 50 Jahre nachdem der erste Manta B auf den Markt kam.

Von Opel wurde der Manta Anfang der 70er Jahre als Konkurrent zum damals populären Ford Capri ins Rennen geschickt. Der erste Manta basierte auf der gleichen Plattform, wie der kurz dar-
auf vorgestellte Ascona. Von Anfang an wollte man mit dem Manta junge, sportliche Fahrer ansprechen. Das verriet schon der Slogan „Opel Manta. Wenn Ihnen gewöhnliche Autos zu langweilig sind.“ Von 1970 bis 1975 wurde der Manta A gebaut, ehe im August 1975 die Produktion des Nachfolgers begann. 

Der Manta B basierte wie schon sein Vorgänger auf dem Ascona-Modell. Auffällig war vor allem die neue Frontpartie, die nun zwei große eckige Leuchten zierten, während der markante Kühlergrill zwei langen Schlitzen in der Karosserie weichen musste. Gegenüber dem A Modell war der B nun länger und breiter, was ihm ein flacheres Erscheinungsbild verlieh. Angeboten wurde der Manta in mehreren Varianten von 55 bis 105 PS, letztere im auffälligen GT/E. Der verfügte für einen Basispreis von 14 745 Mark über einen serienmäßigen Frontspoiler, eine mattschwarze Motorhaube sowie ein Sportfahrerwerk mit vier Gasdruck-Stoßdämpfern. Optional wurden zudem Halogen-Nebelscheinwerfer, eine Scheinwerfer-Wisch-Wasch Anlage, Schiebedach oder Recaro Sportsitze angeboten. So konnte der Preis eines Mantas die 20.000 DM Marke locker durchbrechen. Dafür bekam der Käufer allerdings ein schickes Auto, welchem von der Presse „die Eleganz und Sportlichkeit eines Coupés mit der Alltags- und Familientauglichkeit einer Limousine“ bescheinigt wurde.

Große Klappe für den Manta CC

Drei Jahre nach dem Marktstart wurden die 1,9-Liter-Motoren durch neue 2-Liter-Triebwerke ersetzt. Die Motoren kamen bereits beim Ascona, Rekord und Kadett zum Einsatz. In der E-Version leistete der Motor nun 110 PS – von der sportlichen Käuferschaft bevorzugt gekauft. Dafür kletterte der Basispreis auf 15.660 DM beim GT/E. Trotzdem blieb der Manta in Konkurrenz zum VW Scirocco oder Toyota Celica immer noch vergleichsweise günstig. Neu hinzugekommen war zudem der Manta CC, was für Combi-Coupé stand. Mit seiner großen Heckklappe und Rückfenster ähnelte er dem größeren Monza und war ab 13.460 Mark zu haben. Zum neuen Basismodell wurde der Manta GT-J, der sich optisch am stärkeren GT/E orientierte. Ihm fehlten allerdings die Gasdruck-Stoßdämpfer, was eine doch relativ starke Seitenneigung bei Kurvenfahrten zur Folge hatte. In der Topversion war der GT-J mit dem 100 PS starken 2,0-Liter Motor ausgestattet. Mit dem Facelift für das Jahr 1980 verlor der Manta ein typisches Stilmittel der 70er Jahre – die verchromte Stoßstange wurde durch eine schwarz Kunststoffstoßstange ersetzt. Zwischenzeitlich gab es den Manta in sieben verschiedenen Motorvarianten, die für das Jahr 1981 auf drei ausgedünnt wurden. 

Muskelpaket für den Rennsport

Foto: Opel Automobile GmbH

In den 70er und 80er Jahre war Opel in der Rallye Weltmeisterschaft am Start. Walter Röhrl wurde mit dem Opel Ascona 400 im Jahr 1982 Fahrer-Weltmeister, die Herstellerwertung verloren die Rüsselsheimer nur knapp an Audi. Mit dem Opel Manta 400 wurde in Rekordzeit ein Nachfolger entwickelt, der auf dem Genfer Automobilsalon im März 1981 präsentiert werden sollte. Breite Kotflügel, Spoiler und ein aggressiver Rallyelook – die Sportabteilung hatte ganze Arbeit geleistet. Die Marketing-Abteilung sah das nicht so und wollte stattdessen lieber einen normalen Manta zeigen. Die Sportabteilung zeigte sich einfallsreich und tauschte heimlich früh am Morgen den normalen Manta gegen das Sportgerät aus, sogar passende Flyer und Pressemeldungen hatte man dabei. Als Antrieb diente der 2,4-Liter aus dem Ascona, der im Rallye-Trimm um die 275 Pferdestärken leistete. Trotz guter Gene knüpfte der Manta nicht an seinen Vorgänger an. In drei Jahren glückte kein einziger Sieg.

Um in der Gruppe B der Rallye Weltmeisterschaft antreten zu können, mussten 200 Serienexemplare der Rallye-Version gebaut werden. Am Ende wurden es bis 1984 genau 245 Stück. Unter der Haube leistete der 2,4-Liter 16 Ventiler Motor 144 PS und 210 Nm Drehmoment. Damit war der Manta, der in 7,8 Sekunden von 0 auf 100 spurtete, flott unterwegs. Zum Lieferumfang gehörten außerdem Scheibenbremsen, Sperrdifferential und Recaro-Sitze. Den Manta 400 gab es entweder mit schmaler Karosse oder mit ordentlich GFK-Teilen als Breitbau. Dafür musste man 1982 bis zu 40.000 DM auf den Tisch legen. Heute sind die Opel Manta 400 bei Sammlern heiß begehrt.

Es bleibt beim Heckantrieb

Während man beim Ascona auf Frontantrieb setzte, wurde der Manta weiterhin mit Heckantrieb gebaut. Noch einmal erhielt der Manta 1982 eine größere Modellpflege, welches dem Wagen das charakteristische Aussehen aus den bekannten Manta Kino Hits verlieh. Wie beim Rallye-Wagen bekam das Frontblech zwei weitere Kühlluft-Öffnungen, die Stoßstange war nun in Wagenfarbe lackiert. Dem GT/E wurden zudem Kunststoffschweller sowie eine in Wagenfarbe lackierte Abrisskante am Heckspendiert. Die optionalen Recaro-Sportsitze gab es serienmäßig. Angeboten wurde der Manta und Manta CC in den Ausführungen GT/J, Berlinetta und GT/E. Zur Auswahl hatte man vier Motorvarianten mit 75, 90, 100 und 110 PS. Der Preis gegenüber der Modelleinführung war deutlich nach oben gegangen. Bereits die Basisversion kostete 16 145 DM, war aber im Gegensatz zur Konkurrenz immer noch günstig. Gegen Ende des Jahres 1983 wurde die Modellpalette ausgedünnt, neben der neuen Basisversion GT, gab es noch den GT/E. Ende 1984 wurde aus dem GT/E wie schon zuvor beim Kadett der GSi, der als CC GSi für 22 470 DM die teuerste Manta-Variante darstellte.  

Mit dem GSi Exklusive betrieben die Rüsselsheimer 1985 noch einmal Modellkosmetik. Von Opel Tuner Irmscher wurde das Modell, welches 24 550 DM kostete, verfeinert. Zwei runde Doppelscheinwerfer und ein dreiteilig lackierter Heckspoiler waren die auffälligsten Merkmale. Doch der Manta war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Auslaufmodell, welches mittlerweile nur noch in Belgien gebaut wurde. Das zeigte sich auch daran, dass man nur noch zwischen dem 110 PS starken 2-Liter Motor mit oder ohne Kat, dann mit 107 PS, wählen konnte. Nach 534 634 Exemplaren und 13 Jahren wurde die Produktion Ende August 1988 eingestellt. Kurz darauf präsentierte Opel mit dem Calibra auf der IAA den Nachfolger, der trotz großer sportlicher Erfolge nicht dem Manta das Wasser reichen konnten.  

Was blieb, war vor allem der Kult um das Fahrzeug. Längst hatte sich eine breite Tuningszene mit unendlichem Zubehör inklusive des obligatorischen Fuchsschwanzes an der Antenne etabliert. Wem die 110 Serien-PS nicht ausreichten, der fand zahlreiche Anbieter, welche für Mehrleistung sorgten. Die tummelten sich zudem auf der Rennstrecke und machten den Manta dort zu einem Siegerfahrzeug. Und auch hier war der Manta bald Kult. Jahrelang feuerten die 100 000 Zuschauer um die Nordschleife beim 24h-Rennen den Manta, natürlich mit Fuchsschwanz, an. Aller Witze zum Trotz – heute ist der Manta ein gefragtes Sammlerstück, wenn er nicht gerade völlig verbaut ist. Rund 18 000 Euro werden für einen gepflegten GT/E schon fällig. Hat man solch ein Schätzchen in der Garage, kann man über Manta-Witze gut schmunzeln. „Warum sollen Mantas jetzt nur noch 80 cm breit gebaut werden? – Damit die Fahrer auch rechts den Arm raushängen können.“

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