Matthias Ilgen zog mit 29 Jahren in den Deutschen Bundestag ein und wurde gleich Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Sein politischer Werdegang begann aber viel früher – bereits während der Schulzeit engagierte er sich für die SPD in Nordfriesland. Wir sprachen mit dem Husumer über seine erste Legislaturperiode, seine politischen Ziele und zukünftige Projekte.
Die politische Sozialisierung des nordfriesischen Abgeordneten hat mit dem Wahlkampf Gerhard Schröders begonnen: „Nach 16 Jahren CDU-Dauerherrschaft hatte Deutschland endlich wieder einen sozialdemokratischen Kanzler! Das war für mich, als großer Gerhard-Schröder-Fan, ein Grund in die SPD einzutreten.“ Damals war Matthias Ilgen fünfzehn und ging noch in Husum zur Schule. Nach dem Abitur zog er nach Hamburg und begann ein Lehramtsstudium. Fast zeitgleich trat er dem SPD Kreisverband Hamburg-Mitte bei. Der Distrikt Hamburg-Billstedt war gerade dabei ein Job-Café zu gründen. Hier bot der Student seine Mithilfe an. „Diese wichtige Einrichtung besteht heute noch und wird von der FreiwilligenBörseHamburg in Kooperation mit der evangelischen Kirche betrieben. Als ehrenamtliches Mitglied berate ich immer noch gerne Betroff ene. Das Projekt liegt mir am Herzen.“
Unternehmer statt Lehrer
Manchmal kommt es anders als gedacht. Zumindest war es bei Matthias Ilgen so. Der 32-jährige ging aus privaten Grün den zurück nach Husum und nahm einen Nebenjob bei der Messegesellschaft an, die zu dieser Zeit gerade eine internationale Leitmesse für Windenergie organisierte. Zuerst war er Referent des Geschäftsführers, bis Matthias Ilgen sich selbstständig machte. „Meine Firma lief gut und ich war rund um den Globus ausgebucht. Und dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Die SPD fragte mich, ob ich nicht für den Bundestag kandidieren möchte“, lächelt der erfolgreiche Jungunternehmer.
„Und dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Die SPD fragte mich, ob ich nicht für den Bundestag kandidieren möchte“
Eigentlich sei diese Laufbahn zu dieser Zeit für ihn gar nicht infrage gekommen. „Dann habe ich aber meine Chancen ausgelotet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es wohl mit dem Einzug in den Bundestag klappen könnte. Was es auch hat.“ So hing er das Unternehmertum – vorerst – an den Nagel, wurde für den Bundestag nominiert, machte drei Monate Wahlkampf und zog 2013 für den wunderschönen Wahlkreis 2 in den Deutschen Bundestag ein.
„Eine nicht in Gänze geplante Blitzkarriere“, sagt Matthias Ilgen heute. Zwar sei er schon jahrelang tief in der Politik verwurzelt, dennoch sei es in vielerlei Hinsicht ein großer Schritt von der Kommunal- zur Bundespolitik gewesen. Nach vier Jahren in Berlin möchte der Nordfriese der Kommunalpolitik gerne wieder näher kommen. Daher kehrt Ilgen nach dieser Legislaturperiode der Bundespolitik den Rücken zu und wird – voraussichtlich – 2017 zum Landespolitiker.
Mehr Bürgernähe
„Bei der Landtagswahl im Mai nächsten Jahres möchte ich gerne kandidieren. Ich denke, das ist eine gute Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt, weil sich mein Bundestagsmandat und die Landtagskandidatur nur um ein paar Monate überschneiden. Natürlich bin ich noch nicht sicher gewählt, aber relativ zuversichtlich, dass es klappt, und freue mich schon sehr darauf. Vor allem wegen der Nähe zu den Bürgern in meiner Heimatstadt sowie dem Wahlkreis. So kann ich die Menschen dort viel öfter treffen und reinhören, was sie von meiner Politik denken, was sie brauchen, sich wünschen und wie ich ihnen helfen kann. Ich habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass man, wenn man wirklich etwas für seine Wähler erreichen möchte, auch vor Ort sein muss“, freut sich Matthias Ilgen. „Außerdem ist es wichtig wieder einen Landtagsabgeordneten aus Husum zu haben, weil in letzter Zeit einfach viele Entscheidungen an uns vorbei getroffen wurden. Insbesondere wenn es ums Geld geht! Das ist auf Dauer nicht gut für eine Region, da müssen wir nachlegen“, verkündet der zukünftige Landespolitiker. Welches Vorhaben er so schnell wie möglich in die Tat umsetzen will, steht auch schon fest: den Tourismus! Er ist das wichtigste Wirtschaftsfeld in der Region. Der SPD-Politiker möchte sich dabei an Mecklenburg- Vorpommern orientieren, das seiner Meinung nach in diesem Bereich vorbildlich agiert.
„Ich habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass man, wenn man wirklich etwas für seine Wähler erreichen möchte, auch vor Ort sein muss“
Den Tourismus stärken
Einen Grundstein hat Matthias Ilgen zur Stärkung des Tourismus bereits gelegt, indem er daran beteiligt war, dass drei Milliarden in den Breitbandbereich investiert werden konnten, um endlich Schleswig- Holstein flächendeckend mit Internet zu versorgen. „Das ist wohl mein größter Erfolg, den ich im Bundestag errungen habe. Natürlich geht nicht alles von jetzt auf gleich, aber es konnten Knotenpunkte in jedem größeren Ort geschaffen werden. Eine Maßnahme, die sehr wichtig für den Tourismus ist, schließlich wollen unsere Gäste auch im Urlaub nicht aufs Internet verzichten. Außerdem ist es auch für Handel und Gewerbe von Bedeutung ans World Wide Web angeschlossen zu sein.“ Ein Schwerpunkt seiner zukünftigen Arbeit als Landtagsabgeordneter wird auch eine verbesserte Infrastruktur sein, die eng verzahnt mit dem Tourismus ist. So sei es unerlässlich endlich eine westliche Elbquerung zu bauen, um Schleswig-Holstein besser erreichbar zu machen. Jetzt müsse man immer über Hamburg fahren. Hierbei sei ein Tunnel oder eine Brücke möglich, Ilgen würde Letzteres favorisieren. Eine angestrebte Aufgabe Ilgens ist auch die Ausbaggerung der Landeshäfen, um diese mit neueren Schiffen – die mehr Tiefgang haben – anfahren zu können. Natürlich möchte er auch weiterhin die erneuerbaren Energien im Blick behalten: „Wir müssen Strategien entwickeln, um den bei uns überschüssig produzierten Strom möglichst effizient zu nutzen. Denkbar ist dabei die Ansiedlung von Industriebetrieben im Norden.“
Mehr Zeit für Sport und die Familie
Als Landespolitiker möchte Ilgen auch sein Hobby Wrestling wieder aufleben lassen. „Meine Herausforderung, gegen Tim Wiese in den Wrestling Ring zu steigen, steht immer noch!“, erklärt der Sportler. „Außerdem habe ich im letzten Jahr geheiratet: Für meine Frau möchte ich demnächst ebenfalls mehr Zeit haben!“