Auf ein Wort mit Corny Littmann

Corny Littmann - Foto: www.malzkornfoto.de

In Münster geboren, kam Cornelius „Corny“ Littmann mit 15 Jahren nach Hamburg und ist nie wieder gegangen. Nach seinem Psychologie-Studium stürzte er sich mit Leidenschaft in seine eigentliche Berufung – die Schauspielerei. Unter seinem Künstlernamen „Herr Schmidt“ feierte er deutschlandweite Erfolge. Ein Name, der sich durch seine weitere künstlerische Laufbahn zieht und mit der Eröffnung der drei Theater auf St. Pauli fest mit der Hansestadt verankert ist. Wir trafen den Theaterchef beim 25-jährigen Jubiläum seines „Schmidts Tivoli“.

Am 8.8.1988 um 8 Uhr 8 eröffneten Sie als künstlerischer Leiter das „Schmidt Theater“, das Tivoli folgte am 1. September 1991 und seit Juni vergangenen Jahres gibt es noch den Neuzugang, das „Schmidtchen“. Alle auf St. Pauli, alle nah beieinander. Haben Sie keine Bedenken vor der Konkurrenz im eigenen Haus? Ganz im Gegenteil – das im letzten Jahr eröffnete „Schmidtchen“ mit 200 Plätzen ist gewissermaßen der letzte Baustein, der uns neben dem SCHMIDT mit 400 Plätzen und dem TIVOLI mit 600 Plätzen noch fehlte. Jetzt können KünstlerInnen und Produktionen bei uns klein anfangen und in unseren Häusern groß werden.

Sie sind fest verwurzelt mit St. Pauli und der Reeperbahn. Warum ist das so? St. Pauli ist sicher einer der lebendigsten und kreativsten Stadtteile in Deutschland. Tags ein größeres Dorf, abends kommt die Welt zu Besuch. Und wir Bewohner sind St. Paulianer, das bedeutet auch gute Nachbarschaft und tolerante Menschen aus vielen Nationen auf einem kleinen Fleck Erde. Da fühle ich mich zu Hause.

Gibt es besondere Lieblingsecken und auch welche, die Sie eher meiden? Mein Lieblingsplatz ist heute der Spielbudenplatz, vor 20 Jahren noch eine Sandwüste, heute ein allabendlich mit Märkten und Veranstaltungen belebter Platz und Treffpunkt. Und in der vergleichsweise „toten“ Hafencity bin ich zugegebenermaßen eher selten. Dann schon lieber an den Landungsbrücken.

Sie treten auf Ihren eigenen Bühnen auf, sind Regisseur und Chef in einer Person – ein Traum, um den Sie viele Schauspieler beneiden. Gibt es trotzdem einen Wunsch, den Sie sich in naher Zukunft unbedingt erfüllen möchten? Neben den aufgrund meines fortschreitenden Alters natürlichen Wünschen wie Gesundheit und Fitness habe ich fast täglich Träume, die kommen und gehen. Manche kehren häufiger wieder, beispielsweise der Traum von einem großen, internationalen Straßentheaterfestival in der Stadt. Ich lasse mich selber überraschen von dem, was noch kommt. Und werde Sie es rechtzeitig wissen lassen, wenn es konkret wird. Aber eins ist auch klar: Nach einem weiteren Theater steht mir nicht der Sinn.

25 Jahre „Schmidts Tivoli“ – das wohl bekannteste Haus Ihrer drei Theater. Haben Sie für sich nach diesem Vierteljahrhundert eine kleine Bilanz gezogen und würden Sie, wenn Sie könnten, etwas anders machen? Als Theaterchef und Künstler lernt man vor allem aus den Misserfolgen, und auch die gab es in den letzten 25 Jahren, wenn auch nicht sehr zahlreich. Selbstverständlich nie beabsichtigt und meist nicht ohne Konsequenzen für die Zukunft. Rückblickend habe ich aus vielen Fehlern gelernt und auch das ist sicher ein Grund für den anhaltenden Erfolg unserer Theater heute.

Viele prominente Comedians, Schauspieler und Tagesschausprecher haben bei Ihnen auf der Bühne gestanden. Gibt es jemanden, den Sie gerne mal engagieren möchten? Auch wenn öffentlich gerne die vielen Prominenten erwähnt werden, die schon auf einer unserer Bühnen gestanden haben – das Rückgrat unserer Theater bilden die vielen hervorragenden DarstellerInnen in unseren Eigenproduktionen, die häufig nicht oder noch nicht bekannt sind. Diese zu finden und zu fördern ist mir wichtiger als jeder Prominente, der noch nicht bei uns aufgetreten ist.