Bunt, bunter – Badezimmer

Foto: Constantin Meyer, Cologne

Wie kaum eine andere Messe steht die Weltleitmesse ISH für zukunftsweisende Themen wie die Schonung der Ressourcen und den Einsatz von erneuerbaren Energien. Gleichzeitig ist sie aber auch der weltweit größte Showroom für moderne Badkonzepte. Neuheiten wie ambitioniertes Design in Form von ultradünner Keramik, diamantgeschliffenen Armaturen, Systemmöbeln aus Glasscheiben, genauso filigranen wie smarten Armaturen und sogar einem WC mit integriertem Abwasserfilter wurden präsentiert. Doch was war das zentrale Thema bei der weltgrößten Messe für Sanitärprodukte, die alle zwei Jahre die Trends der Branche abbildet, das Badplaner und Kunden am meisten interessierte?

Es waren die Farben. Mit ihnen setzt sich endgültig der Anspruch an die Wohnlichkeit des Badezimmers durch. Die Inszenierungen der Aussteller und ihr Angebot an die Individualisierbarkeit der Sanitärprodukte zeigen, dass der Wunsch des Badnutzers bei der Industrie angekommen ist. Armaturen in Schwarz oder Weiß, Messing oder Kupferfarbe setzen nicht nur edle Akzente zu Hölzern und Fliesen, sie bilden auch schon mal Kontraste zu starken Primärfarben oder zarten Pastelltönen von Wänden, Schrankfronten oder farbigen Keramikwaschbecken. Mit dem Lifestyle kommt auch (wieder) Farbe ins Bad.

Allerdings gibt es nach wie vor noch Skeptiker. Zu tief sitzt die Erinnerung der Farb-Sünden von anno dazumal wie in Gelb, Rosa oder Baby-Blau getunkte Armaturen oder grün bis braun schillernde Kacheln und Fliesen. Doch keine Angst: Im Unterschied zur Farbgebung der 60er- und 70er-Jahre besteht heute eine enge Verbindung zwischen dem Baddesign und dem zeitgenössischen Interior Design. Dieselben Maßstäbe, die an Wohnzimmer und Küche gestellt werden, legen Badplaner und Innenarchitekten, Designer und Sanitärhersteller auch an die Ästhetik der sanitären Raumplanung an.

Foto: burgbad

„Wir freuen uns, dass die Thematik in der Branche und in den Medien auf so große Resonanz stößt“, kommentierte VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e. V.) -Geschäftsführer Jens J. Wischmann das heiß diskutierte Messethema Nr.1 und beruhigte die Skeptiker: „Die Branche öffnet sich dem Thema Farbe vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl. Niemand mag den Farbeimer über Badewanne und Waschtisch ausschütten. Es geht nicht um fantasieloses Einfärben, sondern um Farbkonzepte wie Farbharmonien und Farbklänge, oder auch um die Entdeckung von Farben, die von Materialien wie Metallen oder Naturstein inspiriert sind.“

Das neue Weiß

Dabei sind sich die Macher von Pop up my Bathroom, einer Initiative der VDS und der Messe Frankfurt zur ISH, die eine experimentelle Plattform für Architekten, Badplaner und Interior Designer bildet, sicher, dass weiße Sanitärkeramik in Deutschland weiterhin Standard in der Badplanung bleiben wird. Farbe kommt mit Armaturen, Badmöbeln, Regalen, freistehenden Badewannen, weiteren Möbeln, Textilien, Böden und Wänden sowie Accessoires ins Bad. Paradoxerweise sieht Frank A. Reinhardt, Trendexperte der Initiative, gerade Weiß als eine der Trendfarben im Baddesign: „Weiß ist aktuell im Einrichtungsbereich eine Trendfarbe, die für Minimalismus, Bauhaus, stylisches Ambiente und eine moderne Inneneinrichtung steht. Doch da Weiß im Badezimmer seit Jahrzehnten als ‚Nicht-Farbe‘ ohne jeden Eigencharakter eingesetzt wurde, erscheint vielen dieser Trend im Widerspruch zu modernen Baddesigns zu stehen. Es ist schwerer, Weiß im Badezimmer so zu verwenden, dass seine Modernität sichtbar wird.“ Dennoch würde Reinhardt eher auf Grau als neue Trendfarbe im Bad setzen: „Grau ist in absehbarer Zeit das neue Weiß und eignet sich hervorragend als Ausgangsbasis für alle Farbkombinationen und Gestaltungen im Badezimmer.“ Genauso wie Weiß hat auch Grau eine große Palette an ganz unterschiedlichen Neutraltönen anzubieten – vom warmen Greige über kühle Schiefertöne, vom hellen Maus- bis zum modernen Beton-Grau ist alles möglich.

Farbig, aber nicht kunterbunt

Foto: AXOR

Auch hat die Farbe Braun wieder Chancen im Bad. Eine im angesagten Nougat gestrichene Wand bringt in Kombination mit hellem Holz, wie etwa helle Eiche, sofort Gemütlichkeit ins Bad und ist zeitlos. Im Zusammenspiel mit Accessoires beispielsweise in Petrol, Türkis, Orange oder Koralle sowie zartem Altrosa wird die Nasszelle zum Lifestyle-Bad. Mutige wagen sich nicht nur bei den Accessoires an die kräftigen Farben wie Petrol oder Grün mit Koralle, eine Palette, die den Benutzer in eine exotische Umgebung versetzt. Für die Menschen, die eher ein edles und schickes Design bevorzugen, ist ein dunkles Ambiente mit warmen Holztönen und Metalleffekten ideal. Ein zeitloser Klassiker ist das Bad in edlem Schwarz oder in einem ganz minimalistischen Weiß-in-Weiß, das auch sehr elegant wirken kann. Kombinationen mit gemusterten Fliesen, Tapeten, Textilien oder auch edlen Holzoberflächen in 3D-Optik sind ebenfalls gerade sehr en vogue.

Wer ganz sichergehen will, auch im Bad den „richtigen Ton zu treffen“, sollte sich an Profis wenden. Badplaner erstellen gemäß den Bedürfnissen des Auftraggebers und den räumlichen Bedingungen für jeden das perfekte Badezimmer. Die deutsche Sanitärindustrie bietet hierzu mit ihren Farbpaletten und dem Angebot verschiedener Farbmilieus bewusst Hilfestellung an.

Fast scheint es, als hätte die Branche auf einen Startschuss wie die diesjährige Pop up my Bathroom-Kampagne gewartet: ISHNeuheiten, die schon mit Farbe spielen, werden gefeiert, und neue Farbarrangements werden selbstbewusst in den Vordergrund gerückt. „Ich glaube, es war der richtige Impuls zur richtigen Zeit“, so Wischmann. „Die Branche ist hungrig geworden auf Lifestyle und Farbe. Und der Markt hat Appetit.“