Do it!

Valerie Siegle, Geschäftsführerin des Onlineshops Gustavia | Foto: Gustavia Shop / Martina van Kann

Gemeinsam mit ihrer Mutter teilt Valerie Siegle die Liebe zu geschmackvollen Möbeln und Accessoires. Seit 2016 betreibt sie als Geschmacksexpertin den erfolgreichen Onlineshop Gustavia. Wir fragten die junge Geschäftsfrau, was sie als (Jung)-Unternehmerin ausmacht.    

Ich übernehme gerne Verantwortung. Ich zeige mich offen für Rat und Feedback. Ich bin mutig und lasse mich nicht vom Mainstream leiten. Ich denke, dies sind Eigenschaften, die mir als Unternehmerin zugutekommen. Wahrscheinlich wurde mir schon eine Art Unternehmer- Gen mit in die Wiege gelegt. Wie bist Du eigentlich darauf gekommen, mit Deinem eigenen Unternehmen zu starten? Die Idee ist aus den von Deska Serviced Apartments – zwei exklusive Boarding- Häuser in Hamburg-Eppendorf – entsprungen, die meine Mutter 2008 eröffnete. Gäste erkundigten sich immer wieder nach den schönen Möbeln und Accessoires. Daher dachte ich mir: Warum nicht einen ganzen Shop mit diesen Entdeckungen füllen? Der Gustavia Onlineshop war geboren, zunächst mit dem Namen Selection Gustavia. 

Du hast die Marke Gustavia im Jahr 2016 gegründet. Wenn Du so auf die letzten fünf Jahre zurückblickst: Was waren Meilensteine?

Zunächst gab es nur ein Lager in der Garage, wir – eine Mitarbeiterin und ich – konnten vorhandene Büroräume nutzen. Mit wachsendem Team wurde mehr Arbeits- und Lagerfläche benötigt, so haben wir im Jahr 2018 einen kleinen Laden eröffnet. Er brachte den Vorteil eines Show Rooms mit sich, wenngleich Gustavia immer ein Onlineshop bleiben sollte. 2019 haben wir dann unsere Website zum ersten Mal ge-relauncht, mit Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und Shopping- Erlebnis. Mit größerer Bekanntheit und Nachfrage gingen auch höhere Anforderungen an die Logistik einher, dies bedeutete: größere Büroräumlichkeiten in der Hansestadt und dazu ein professionell betriebenes Lager in der Nähe von Hamburg. Leider mussten wir wegen der Corona-Auswirkungen unseren Laden im Jahr 2020 aufgeben, dies fiel mir schon schwer. Umso größer waren die Chancen im Online- Bereich, weshalb wir uns für die Zukunft als „online-pure Player“ ausgerichtet haben. Es gab mit Gustavia Vintage zum ersten Mal eine Line Extension mit kleiner, feiner Auswahl an exklusiven Second-Hand-Schmuckstücken – ein persönliches Faible von mir. Auch 2021 war spannend: ein eigenes Brand mit Accessoires für die Küche, Gartenhelfern und Schmuck. 

Was hast Du über den Aufbau einer Marke gelernt?

Eine Marke aufzubauen und zu pflegen ist ein fortdauernder Prozess, wie eine Beziehung. Bedürfnisse ändern sich, Trends entwickeln sich, man bleibt sich treu und verändert sich doch. Somit ist dieses Thema ein ständiger Begleiter. Und noch etwas: Nur weil wir verstehen, was wir ausdrücken wollen, heißt es nicht, dass es auch unsere Besucher verstehen. Auch hier ist es immer wieder wichtig, zu überprüfen, wie unsere Marke wirkt und bei den Konsumenten ankommt. Worüber wir uns freuen, ist, dass wir eine hohe ‚returning customer rate‘ verzeichnen können. 

Du leitest inzwischen ein Team von rund 10 Personen. Das macht bestimmt Spaß, und ist genauso nicht immer einfach, oder? … Wie motivierst Du andere? Und was motiviert Dich?

Besonders wichtig sind mir Wertschätzung und der Teamgedanke. Mein Team ist – neben unseren Produkten – der Grundstein unseres Unternehmens und somit ein wichtiger Teil des Ganzen. Wir treffen auch viele Entscheidungen gemeinsam. Und ich denke, dass wir gut zusammenhalten. Für mich gilt: Eine gute Portion Leidenschaft muss dabei sein. Ich finde es einfach toll, mich in Dinge einzuarbeiten und selbst etwas aufzubauen, etwas Eigenes zu entwickeln. Ich brenne für mein Thema, und diese Begeisterung motiviert mich – und somit auch unser Team. Denn ich bin eine optimistische, zuversichtliche Person und gebe dies sicher auch an mein Umfeld weiter. 

Was macht für Dich eine gute Teamführung aus, was liegt Dir da am Herzen?

Ein wesentlicher Aspekt ist die Mitarbeiterkommunikation: Ich befürworte eine offene Feedbackkultur. Sie steht dabei für „Top-down“ und „Bottom-up“. Gerade in Zeiten von Homeoffice gewinnt das Thema Kommunikation nochmals an Bedeutung. Es ist umso nötiger, Gedanken auszutauschen, Erwartungen zu formulieren und alle an Entwicklungen, Erfolgen und Herausforderungen teilhaben zu lassen. So haben wir wöchentlich einen Team- Call, der auch eine Runde „Coffee talk“ beinhaltet. Denn neben allen beruflichen Angelegenheiten berichtet jede/r auch private Erlebnisse oder Gedanken und Empfindungen, die für sie/ihn gerade wichtig sind. Wir haben sogar schon ganze Wohnzimmerbegehungen gemacht (lacht). 

Was würdest Du anderen jungen UnternehmerInnen empfehlen, welche Ratschläge würdest Du ihnen geben?

• Beschäftige Dich von Anfang an intensiv mit dem Thema Finanzen und Controlling. Diese Dimension hatte ich am Anfang etwas unterschätzt.
• Augen auf bei der personellen Besetzung. Welche Positionen werden benötigt? Wer verfügt über entsprechende Fachkompetenz? Nicht am falschen Ende sparen.
• Generell würde ich den meisten Leuten aber „einfach“ raten: Do it! Sonst setzt jemand anderes deine Idee um. 

Nun haben wir seit mehr als anderthalb Jahren Ausnahmezustand durch Corona. Wie hat sich der Online-Handel seitdem verändert?

Ganz klar: Die Pandemie bzw. die Shutdowns haben den Online-Handel ungemein beflügelt. Die Bestelleingänge haben sich vervielfacht – so auch bei uns. Hoch im Kurs standen Picknickdecken und -körbe. Die Kunden haben sich, ganz klar deutlich, mit Haus & Garten beschäftigt. Davon konnten wir mit unserem Sortiment profitieren. Besonders stark ist letztes Jahr die Zielgruppe 60+ im Onlinehandel gewachsen. Interessanter Weise sind die Retouren-Quoten nicht im gleichen Zuge mitgestiegen – hier haben wir analysiert, dass die Kunden bewusster „als vorher“ shoppen. Sicherlich ein guter Trend. Und auch „Made in Europe“ wird immer wichtiger bei den Kaufentscheidungen! 

Wenn Ihr Eure Käuferschaft analysiert, meinst Du, dass Männer anders als Frauen shoppen?

Davon gehe ich aus – in unserem Onlineshop kaufen allerdings vorwiegend Frauen ein. Aus der Kaufpsychologie (bei allem Trendgespür bin ich Betriebswirtin) weiß man, dass Männer weniger impulsiv einkaufen und bedarfsgetriebener herangehen – sie achten mehr auf Hardfacts. Frauen hingegen möchten sich mehr mit Bildern und Geschichten abholen lassen – da der Großteil unseres Teams weiblich ist, wird man diese Ansprache auch in unserem Shop finden.