Kathrin Wirth-Ueberschär ist General Managerin vom Reichshof Hamburg. Sie blickt auf fast zwei Jahre Amtszeit in diesem außergewöhnlichen Haus zurück und begleitete es durch die verschiedenen Wellen der Corona Pandemie. Mit einem Blick auf die neuen goldenen Zwanziger zeigt sie den Wandel, der den Reichshof Hamburg noch persönlicher und individueller macht.
Frau Wirth-Ueberschär, nach ihren ersten Monaten im Reichshof Hamburg breitete sich der Corona Virus in Deutschland und Hamburg aus. Inwieweit hat diese Pandemie Einfluss auf Ihren Arbeitsalltag genommen?
Generell kann ich sagen, dass jegliche Routinen ausgefallen sind und wir mit einem viel kleineren Kreis an Mitarbeitern den gesamten Ablauf innerhalb des Hauses aktuell halten mussten. Wenn ich sonst nach einem kleinen morgendlichen Rundgang durch die Lobby und das Restaurant ins Büro gegangen bin, habe ich während dieser Zeit jeden Tag das ganze Haus selbst durchlaufen. Gerade in den Bereichen der Müllentsorgung und Wäscherei hatten wir eine Routine, die an einem Hotel mit normaler (80 %-iger) Auslastung orientiert war und entsprechend den neuen Bedürfnissen angepasst wurde.
Und wie hat sich das Arbeiten für Ihre Mitarbeiter verändert?
Wir hatten während dieser Zeit ein sehr viel kleineres Team, dadurch haben wir Aufgaben komprimiert und die Verantwortlichkeiten unserer Mitarbeiter erweitert. Bei unseren Auszubildenden hat sich dies besonders stark gezeigt, denn sie waren die Einzigen im Team, die durchgängig im Haus waren, natürlich abgesehen von den Berufsschultagen. Unsere Aufgabe war es sie zu stärken, sodass sie einen gewissen Weitblick entwickeln konnten. Das Schöne ist, dass wir jetzt von allen Azubis zurückgespielt bekommen haben, dass es am Anfang natürlich eine Herausforderung für jeden war, aber alle an sich selbst gesehen haben, wie sehr sie daran wachsen konnten. Wir haben sehr viel Verantwortung übertragen und das Selbstmanagement gefördert.
Sie leiten seit Oktober 2019 das Hotel. An was denken Sie als Erstes, wenn sie auf die letzten Jahre zurückblicken?
Silvester 2019 war wirklich ein absolutes Highlight. Ich war noch relativ frisch hier und das Team hatte mich davon überzeugt, eine große Silvestersause zu machen. Wir haben viel gerechnet und geplant, sodass wir am Abend unseren Hausmusiker Dennis Durant mit seiner Band hier hatten. Es war eine Wahnsinnsstimmung – die Gäste haben ausgelassen gefeiert und wir sind mit dem Service durch die Gäste getanzt, damit wir an die hinteren Tische kommen konnten, das war eine ausgelassene und unkomplizierte Atmosphäre.
Der Reichshof Hamburg stellt sich neu auf und wird noch individueller und persönlicher. Was heißt das für Ihre Gäste? Was können sie erwarten?
Nicht weniger als vorher, das ist das Gute. Wir haben jetzt einfach die Zeit und Möglichkeiten uns individuell auf die Gäste einzustellen und dadurch zeigen sich auch ihre verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse. Durch unsere neue Flexibilität ist es uns möglich diese gewonnenen Erkenntnisse schneller umzusetzen und auch schneller auf neue Trends zu reagieren. Unsere Geschäftsreisenden wie auch die Städte-Touristen werden von der neuen Ausrichtung profitieren.
Lassen Sie uns noch einmal einen Blick in die Zukunft werfen. Was denken Sie erwartet die Hotellerie und Tourismus Branche in Hamburg?
Wie sehen Sie die Zukunft für Tagungen und Konferenzen und natürlich die Businessreisen?
2021 wird es noch alles sehr verhalten sein. Aber wir hören auch immer wieder von unseren Kunden und Partnern, dass ihnen Präsenz wichtig ist. Besonders die Kreativität findet bei den Gesprächen zwischendurch statt und kann nur schwer in digitalen Meetings abgedeckt werden. Ich denke, dass Hybrid-Veranstaltungen ein großes Thema werden. Hier haben wir uns mit unserem Technikerpartner auf die Durchführung von hybriden Events vorbereitet.
Noch eine letzte Frage: Auf was freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich auf das Teamgefühl und auf etwas weniger Bürokratie. Wenn das Team dieses Haus wiederbelebt und unsere Gäste wieder betreut werden, ist es für mich unheimlich wertvoll. Es ist wichtig, dass wir uns auf das Wesentliche besinnen und Fokus auf den Gast setzen, dann können wir den Reichshof Hamburg mit seiner ganzen Pracht und seinen tollen Mitarbeitern zum Aufblühen bringen – die neuen goldenen Zwanziger sozusagen.