Das Mindesthaltbarkeitsdatum des Quarks ist abgelaufen, der Apfel hat braune Stellen und in einer Ecke des Kühlschranks träumt ein vergessener Käse vor sich hin. Ab in die Tonne? Ein Drittel der gesamten Nahrungsmittelproduktion wird weggeschmissen. Verschwendung findet in allen Etappen eines Produktes statt: beim Anbau, in der Industrie, im Handel und beim Verbraucher. Grund genug, Anregungen zu geben und Impulse zu setzen.
Jedes Jahr landen allein in Deutschland 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne. Nicht nur private Haushalte, sondern vor allem Restaurants und Hotels mit All-you-can-eat-Buffets zählen zu den großen Wegwerf-Sündern.
Aus Dänemark kommt eine Idee der digitalen Lebensmittelrettung, die inzwischen in ganz Deutschland Mitmacher findet. Allein in Hamburg beteiligen sich gegenwärtig über 350 Hotels und Restaurants, Tendenz steigend. Das Prinzip ist simpel: Über die Plattform https://toogoodtogo. de können gastronomische Betriebe jeder Art vergünstigt das Essen anbieten, das im Tagesgeschäft nicht verkauft werden konnte. Die Kunden laden die App kostenlos herunter, sehen, welche Geschäfte in ihrer Nähe Portionen anbieten, und kaufen gemütlich über die App. In der Hansestadt nutzen dieses Konzept mittlerweile schon 25.000 Hamburgerinnen und Hamburger.
Erfreulich populär in der Hansestadt ist Foodsharing, eine Initiative, die sich gegen Lebensmittelverschwendung engagiert. Sie rettet ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben. Über lokale Foodsharing- Communities werden die Lebensmittel angeboten, die andere Community-Mitgliedern abholen. Die Kontaktvermittlung erfolgt über die Foodsharing-Plattform, hier vernetzen und koordinieren sich die Lebensmittelretter. Mittlerweile ist die Initiative zu einer internationalen Bewegung mit über 200.000 registrierten Nutzern in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern herangewachsen.
Jeder Deutsche wirft jeder jährlich 82 Kilo Essen weg. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft sind fehlende Wertschätzung von Lebensmitteln, mangelndes Wissen über Lagerung, Einkaufsverhalten und mögliche Verwendbarkeit abgelaufener Lebensmittel die Gründe für das Wegwerfen von Lebensmitteln. Doch hier steckt eine gute Nachricht drin, denn wir haben es selbst in der Hand, dieser Art Vernichtungswahn ein Ende zu setzen.
Und hierfür ein paar Anregungen und Tipps:
Zu gut für die Tonne – unter diesem Slogan informiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) darüber, wie sich Lebensmittelabfälle vermeiden lassen. Serviert werden kreative Kochideen für Übriggebliebenes, bereitgestellt unter anderem von Sterneköchen und anderen prominenten Kochpaten wie Sarah Wiener, Johann Lafer, Daniel Brühl sowie vielen Hobbyköchen. Das Ganze gibt es auch als kostenlose App. Die Suche ist denkbar einfach. Es reicht, eine Zutat einzugeben, und ab geht die Recherche. Die ist appetitanregend und kreativ, so beispielsweise: Aus Bratresten ein Drei-Sterne-Menü kochen. www.zugutfuerdietonne.de
Einkaufszettel schreiben: Er ist ein verlässlicher Begleiter im Angebotsdschungel, damit man den Überblick behält. Funktioniert auch auf dem Smartphone. Vorsicht vor Großpackungen und verlockenden Vorteilsangeboten.
Tatort Kühlschrank: Ältere Lebensmittel gehören nach vorn und damit in den Blickpunkt. Vermeiden Sie UFOs im Tiefkühlschrank (Unidentified Frozen Objects). Dagegen hilft Beschriftung.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Wegwerfdatum, sondern eine Empfehlung des Herstellers. Bis zum angegebenen Datum garantiert er die spezifischen Eigenschaften des Produkts wie Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz und Nährwert. Mit Ablauf des MHDs ist ein Lebensmittel also nicht automatisch schlecht. Vertrauen Sie Ihren Augen, Ihrer Nase und Ihrem Mund. Achtung bei Produkten wie Hackfleisch, frischem Geflügel und Fisch: Ist hier das Verbrauchsdatum überschritten, gibt es leider nur noch eines: ab in die Tonne.
Schöne Feste ohne Reste: Lebensmittelrettung beginnt bei der Planung. Steht die Menüplanung der Party, kann man die exakten Mengen des Einzukaufenden ermitteln. Dabei muss nicht jeder Gast von jeder Speise satt werden können. Es kommt auf die richtige Gesamtmenge an. Dafür gibt’s den Partyplaner, der für‘s Schulfest, die Familienfeier oder die Einweihungsparty in wenigen Schritten die ideale Menge an Speisen errechnet: www.zugutfuerdietonne. de/praktische-helfer/partyplaner
Lebensmittel-Retter-Neueinsteigern empfiehlt sich ein Abfall-Tagebuch, das hilft, eigenes Einkaufs- und Verbrauchsverhalten zu analysieren.
Selbst wenn es paradox klingt: Wer saisonale und regionale Produkte häufig auf Märkten oder direkt beim Erzeuger kauft, bezahlt am Ende nicht mehr als beim Discounter. Bewusst eingekaufte kleine Mengen und gut verwertete Reste sparen. Hinzu kommen kürzere Transportwege, weniger Verpackung und etwas Unbezahlbares: ein gutes Gewissen.
http://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/das-grosse-wegschmeissen/
www.toogoodtogo.de
www.zugutfuerdietonne.de