Lust auf Wandern

Foto: TMB / Wolfgang Ehn

Frühlingslust pur: Wandern macht Spaß, ganz gleich, ob man mehrere Tage oder nur ein paar Stunden unterwegs ist: Der Wind pustet den Kopf frei, die Natur inspiriert Seh-Süchte und der Körper genießt die Bewegung an der frischen Luft. Jetzt im Frühling ist der ideale Zeitpunkt für den aktiven Start ins neue Wanderjahr. Wir begannen auf dem Darß und kamen im Spreewald an.

Wind und Wellen: der Leuchtturmweg

Seit 1848 steht der alte Leuchtturm am Darßer Ort wie ein fester Riese an der rauen Ostsee – Foto: TVM / Tiemann

Die etwa 13 Kilometer lange Wanderung im Nationalparkgebiet Vorpommersche Boddenlandschaft beginnt und endet im Ostseebad Prerow. Dort weisen die Schilder zum Darßer Ort. Der Weg führt durch den vom Wind geprägten Darßwald mit seinen stillen Erlenbrüchen und knorrigen Buchen. Meer- und Waldluft im Doppelpack! Am Leuchtturm an der Nordwestspitze der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist etwa die Hälfte des Wanderweges geschafft. Das backsteinrote Wahrzeichen wurde 1848 erbaut und warnt seitdem vor den Untiefen der Darßer Schwelle. Wer die 134 Stufen auf den Turm bewältigt, genießt die Ostsee gleich den Vögeln. Im Leuchtturm informiert das NATUREUM über die bewegte Entstehungsgeschichte des Darß und zeigt zugleich, wie bedroht der Naturraum ist. Weiter geht es am Strand und über einen Holzbohlensteg durch die Dünenlandschaft. Der Weg führt an Fukareksee und Libbertsee entlang, die ein wichtiges Rast- und Brutgebiet für Wasservögel sind. Am Beobachtungspunkt Ottosee öffnen die Dünen einen besonders weiten Blick aufs Meer. Zurück nach Prerow geht es direkt am feinsandigen, weißen Strand entlang. Wer mag, zieht die Schuhe aus und genießt das Zusammenspiel von Meer, Wind, Sand und Ruhe – die beste Ladung für angeschlagene eigene Akkus.
www.auf-nach-mv.de/wandern/wandertouren

Weit oder nah: Schlei-Eider-Elbe

Fernwanderwege haben zwei große Vorteile: Sie sind (meistens jedenfalls) gepflegt, haben eine ausgebaute Infrastruktur und können bequem in einzelnen Etappen gelaufen werden. Wem die 260 Kilometer lange Strecke des Schlei-Eider-Elbe-Weges (SEE-Weg) von Schleswig an der Schlei bis Hamburg-Blankenese zu lang sind, der sucht sich eine der 12 Etappen aus. Wer es noch länger mag: Der SEE-Weg ist Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1, der das Nordkap in Norwegen mit Süditalien verbindet. Natur- und Kultur-Entdeckungen gibt es auf der durchgehend markierten SEE-Wanderroute durch eine geschichtsträchtige Landschaft jede Menge: Schloss, Dom und Wikingermuseum in Schleswig, vorgeschichtliche Grabhügel, den Dom zu Meldorf und natürlich das schmucke Blankenese, wo man einfach nur gemütlich spazieren gehen kann.
www.wildganz.com/fernwanderweg/schlei-eider-elbe

Unterwegs in der weiten Landschaft der Uckermark – Foto: TMB/Steffen Lehmann

Der Jakobsweg durch Hamburg

Neben der religiösen gibt es unterschiedliche persönliche Motivationen zu pilgern: das Leben reflektieren, Entwicklungen hinterfragen, Sinnsuche, sich im tiefen Einklang mit der Natur fühlen, jahrhundertealte Wege erlaufen. Ein uralter Pilgerweg ist die „Via Baltica“, vom baltischen Tallin nach Santiago de Compostela. Eine Etappe führt direkt durch die Stadt Hamburg. Die Tour eignet sich bestens, die Schönheiten der Hansestadt zu entdecken. Sie beginnt an der Wulksfelder Schleuse und führt entlang der Alster durch die Walddörfer, Poppenbüttel, das Alstertal, Ohlsdorf und die Außenalster bis in die Hamburger City. Hier, direkt an der Via Baltica liegt die Hauptkirche St. Jacobi. Vor mehr als 750 Jahren als Kapelle für Pilger vor den Toren der Stadt gebaut, ist sie noch heute Pilgerkirche mit einem Pilgerzentrum und eigenem Pastor. Im Kircheninneren stehen zwei Statuen, die den Namensgeber und Schutzpatron der Pilger zeigen: Jakobus mit Pilgerhut, Pilgerstab und Jakobsmuschel. Weiter führt der Jakobsweg über St. Petri, das Mahnmal St. Nikolai und den Michel zur Elbe bis nach Blankenese, Rissen und verlässt das Gebiet des Stadtstaates bei Wedel. Auf dem Weg zu erleben: Natur pur, herrschaftliche Villen, Wassersport, die Silhouette der Alt- und Neustadt mit den Türmen der fünf Hauptkirchen, die Elbphilharmonie, Landungsbrücken, St. Pauli, Hafen, Elbstrand und Treppenviertel in Blankenese. Wer weiterlaufen will: Bis Santiago de Compostela sind es von Hamburg aus 2.270 Kilometer.
www.pilger-im-norden.de/der-jakobsweg-durch-hamburg

Unterwegs auf der Via Imperii

Für Dr. Christopher Frantzen, Präsident der St. Jakobus-Gesellschaft Berlin-Brandenburg-Oderregion e. V., ist die Via Imperii durch die Uckermark und den Barnim einer seiner Lieblingswege in der Region. „Ein guter Einstieg hierfür ist der Grenzbahnhof Tantow im Landkreis Uckermark. Die Landschaft ist sanft gewellt und erinnert mich ganz besonders im Frühsommer sehr an Südfrankreich“, bekennt der Rechtsanwalt und leidenschaftliche Pilger. Die einstige römische Handelsstraße verlief von Stettin über Berlin, Leipzig, Nürnberg und Florenz nach Rom und verband wichtige Handels- und Wallfahrtsorte. Von Tantow aus sind es acht Tagestouren (Schwedt, Angermünde, Groß Ziethen, Eberswalde, Melchow, Bernau) bis Berlin-Mitte. Die Etappen können gut separat gelaufen werden – der Weg ist das Ziel.
www.brandenburger-jakobswege.de

Ruhe pur: Wandern durch die Döberitzer Heide

Wildpferde in der Döberitzer Heide im Havelland – Foto: TMB / Steffen Lehmann

Die über 3.500 Hektar große Döberitzer Heide ist ein einmaliges Naturparadies und eine Oase unberührter Wildnis vor den Toren Berlins. Das ehemalige militärische Übungsgelände – seit 2004 im Besitz der Heinz Sielmann Stiftung – beherbergt über 6.700 andernorts vielfach verdrängte Tier- und Pflanzenarten und steht unter Naturschutz. Der 25 Kilometer lange Rundwanderweg führt durch sandiges Dünengelände entlang ausgedehnter Heideflächen, die von der charakteristischen Besenheide geprägt werden, am Feuchtgebiet Ferbitzer Bruch vorbei und durch lichte Waldgebiete mit ihrem Bestand an Eichen und Birken. Mit ein wenig Glück kann man Wisente, Przewalski-Pferde oder Rotwild beobachten. Auf etwa der Hälfte der Strecke steht der 13 Meter hohe Aussichtsturm am Finkenberg, der einen prächtigen Panoramablick bis zum Fernsehturm und über das Havelland offeriert. Start und Ziel ist der Bahnhof Elstal.
www.sielmann-stiftung.de

Geschichte erlaufen – Auf dem Mauerweg

Nicht nur Touristen stellen hin und wieder die Frage, wo nun eigentlich die Berliner Mauer war. Die Narben überwuchert? Die Originalschauplätze überbaut? Der rund 160 Kilometer lange gut ausgeschilderte Mauerweg, der durch die Hauptstadt und Brandenburg führt, markiert den Verlauf der einstigen Grenze und ist eine gute Möglichkeit, die Teilung der Stadt an Originalschauplätzen zu erspüren. Beinahe auf Schritt und Tritt trifft der Wanderer auf Gedenkorte und Sehenswürdigkeiten. Übersichtspläne und Informationsstelen erklären die historischen Zusammenhänge und weisen auf Ereignisse am jeweiligen Ort hin. Manches erschüttert bis ins Mark, anderes erscheint heute skurril – in jedem Fall sind es lebendige Geschichtsstunden, die Hirn und Herz ansprechen. Alle paar Kilometer warten links und rechts des Weges Sehenswürdigkeiten auf Entdeckung, so das Dorf Lübars, das sowjetisches Ehrenmal Schönholzer Heide, die Gartenstadt Staaken, das Schloss Pfaueninsel, die Heilandskirche in Sacrow, die Glienicker Brücke, der Park Babelsberg. Es ist einfach, den Weg in Etappen einzuteilen, Anfang- und Endpunkt sind mit dem ÖPNV erreichbar.
www.berlin.de/mauer/mauerweg

„Befiehl du deine Wege“ – Der Paul-Gerhardt-Weg

Im vergangenen Jahr schaffte es der Paul-Gerhard-Weg als „Deutschlands schönster Wanderweg 2024“ nominiert zu werden. Er führt über 140 Kilometer auf den Spuren des bedeutendsten protestantischen Liederdichters nach Martin Luther von Berlins Mitte nach Lübben in den Spreewald. Der Weg verbindet über neun Etappen die drei wichtigsten Wirkungsstätten Paul Gerhardts (Berlin, Mittenwalde und Lübben im Spreewald), ist für Einsteiger bestens geeignet und voller Abwechslung: Berliner Stadtlandschaft mit viel Grün, die Seen und Wälder im Dahme-Seenland, das Netz von Fließen im Spreewald. Dazu alte Kirchen, Schlösser, stille Dörfer, Zeugnisse alter und jüngerer Geschichte. Infotafeln sorgen an vielen Orten dafür, dass der Wanderer nichts übersieht. Im Jahr 2019 wurde der Paul-Gerhardt-Weg offiziell eingeweiht. Seitdem liefen viele Wanderschuhe von Menschen zwischen 9 und 90 Jahren den gut ausgeschilderten Weg im Zeichen des Abbildes von Paul Gerhardt, dessen Lieder wie „Befiehl du deine Wege“ oder „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ bis heute viel gesungen werden, einige sind weltweit verbreitet.
www.dahme-seenland.de/erlebnisse/wandern/paul-gerhardt-weg

Frei nach Altmeister Goethe: Warum in die Ferne laufen, sieh‘ das Gute liegt so nah. Überall – auch in den Metropolregionen – gibt es ausgewiesene Wanderwege. Es eine gute Zeit, die Wanderstiefel zu schnüren, schließlich ist die Natur schon erwacht und lockt mit Frühlingsfarben, wohltuender Wärme und Düften von Kirschblüten und Maiglöckchen. Und wenn’s regnet? Dann folgt prompt der Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur …“