Fleischlose Ernährung nimmt Fahrt auf

Auch Schokolade gab es auf der VeggieWorld von verschiedenen Firmen in unterschiedlichen Varianten.

Dass sich dieser Trend fortsetzen wird, davon ist Konstantin Elser überzeugt. Er betreibt das Restaurant „The Vegan Egle“ in Langenhorn und hat sich auf der diesjährigen „VeggieWorld“ mal mit uns umgesehen.

Als wir die Messehalle in Hamburg-Schnelsen Mitte Oktober zur „VeggieWorld“ betreten, steigt uns ein verlockender Geruch entgegen, denn an einigen der insgesamt 80 Ständen werden die Produkte frisch zubereitet. Einer davon ist der Stand der Firma „tempehmanufaktur“ aus Günzach im Allgäu. Hier wird das „Tempeh“ in der Pfanne gebraten. Markus und Stephanie Schnappinger haben das kleine Familienunternehmen mit derzeit 50 Mitarbeitern, 2010 gegründet. „Es gab vor über 20 Jahren kaum Tempeh zu kaufen, also haben wir es selbst hergestellt“, sagt Markus Schnappinger, Geschäftsführer und zweifacher Familienvater. Aber was ist Tempeh? Es stammt ursprünglich aus Indonesien und ist ein Lebensmittel aus fermentierten Hülsenfrüchten. Es Pilz sorgt dafür, dass sie länger haltbar sind. Die „tempehmanufaktur“ verwendet schwarze Bohnen, Lupinen und Soja. Konstantin Elser spricht bei Tempeh vom „Cousin von Tofu“, denn auch er wird, wie Tofu mariniert. „Das Tempeh ist reich an Ballaststoffen und sehr proteinreich“, erklärt der 43-Jährige Koch. Er führt seit zehn Jahren sein Restaurant und verwendet Tempeh selbst gerne in seiner Küche. Das Produkt auf der Messe findet er gut, mariniert seins aber selbst. Elser entwickelt seine Gerichte selbst und würde nie auf Fleischersatzprodukte zurückgreifen. Nach einem Schlaganfall im Alter von 30 Jahren, hat er seine Ernährung komplett umgestellt und ist vom Fleischesser zum Veganer geworden. Dabei vermisst er bis heute gar nichts. „Den Gästen in meinem Restaurant geht es in erster Linie nicht darum, dass es vegan ist, sondern dass es ihnen schmeckt und sie satt werden“, lacht er.

Konstantin Elser mit Anne Helbig, Messemitarbeiterin für „tempehmanufaktur“ auf der VeggieWorld

Ein Schwerpunkt sind Käsealternativen

Einige Aussteller bringen Alternativen zum herkömmlichen Käse aus Kuhmilch mit. Die Marke „bedda“ ist bereits in einigen Supermärkten vertreten. Sie verkauft pflanzliche Käsealternativen raus. Kleinere Betriebe wie „Casheury Vegan Creamery“ aus Schweden und „Petit Veganne“ aus Frankreich müssen den deutschen Markternst noch erschließen. „Wir haben vor kurzem mit dem Verkauf unseres Käses in Norddeutschland begonnen“, erzählt Simon Francis, der Käseproduzen von „Casheury Vegan Creamery.“ In Skandinavien ist seine Marke schon weiterwerbreitet. Der Profikoch Elser probiert ein Stück und erklärt, dass veganer Käse oftmals aus Cashew-Nüssen besteht, denn diese würden für den würzigen und cremigen Geschmack sorgen. Der Experte schaut sich die Inhaltstoffe an. „Es sind alles natürlich Zutaten wie Cashew-Nüsse, Wasser, Zwiebel,- Zitronenextrakt und Meersalz“, sagt er. Ihm würde das Produkt schmecken und er würde es weiterempfehlen. Der hohe Preis der Cashew-Nüsse sorgt dabei für einen verhältnismäßig hohen Preis gegenüber herkömmlichen Käse. Ein weiterer Grund, dass vegetarische und vegane produzierten Lebensmittel höherpreisig sind, liege daran, dass sie in geringen Mengen hergestellt werden als eben Produkte aus tierischen Zusatzstoffen. „Kleinere Unternehmen können nicht mal eben, nebenbei Produkte auf den Markt bringen wie große Marken. Und sie betreiben in der Regel selten Marktforschung oder führen Produkttests durch“, erzählt Konstantin Elser. Bei ihm im „The Vegan Eagle“, wechselt er jeden Monat die Speisekarte, denn er legt seinen Fokus auf Regionalität und Saisonalität. Außerdem möchte er Abwechslung bieten. Und er Trend zu fleischlosem Essen setzt sich auch in der Gastro-Szene durch: In Deutschland gibt es laut Statista aktuell mehr als 390 vegane Restaurants.

Das Bananenbrot in verschiedenen Variationen von der Firma „Glowkitchen“

Süßes ebenfalls hoch im Trend

Auf einer Messe für fleischlose Lebensmittel dürfen Süßigkeiten natürlich auch nicht fehlen. Und gerade bei Schokolade gibt es inzwischen jede Menge vegane Produkte von Firmen wie „the nu company“, „Lini´s Bites“, „coconilla“ und „djoon.“ Das junge Start-Up-Unternehmen „djoon“ aus München produziert seit drei Jahren Pralinen mit Datteln. Und dass in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Himbeere, Pistazie, „Espresso und Erdnuss. Dabei wird bei der Süßigkeit ganz auf Zucker verzichtet. Mitarbeiterin Chantal Schneidereidt erklärt weshalb: „Durch die natürliche Süße der Dattel kommt die Praline nämlich ganz ohne zusätzliche Süßungsmittel aus.“ Und dass begeistert auch Konstantin Elser, der das Produkt schon vor der Messe kannte. „Ich mag am liebsten die Sorte Erdnuss“, verrät er. Und dass er von dieser Schokolade schnell satt werden. „Nach ein bis zwei Stücken reicht es mir auch, weil sie sehr kraftvoll durch die Zutaten ist“, sagt er. Der Koch bietet in seinem Restaurant auch Süßes an. Dazu zählen zum Beispiel Cremes, Brownies und wechselnden Kuchen. In seiner Küche in Langenhorn arbeiten nämlich nicht nur Köche, sondern auch ein Bäcker, der gerne seiner früheren Berufung, dem Backen nachgeht.

Und apropos Backen. Durch eine Bachelorarbeit zu „Bananenbrot“ ist das Unternehmen „Glowkitchen“, entstanden. „Wir haben lange an dem perfekten Rezept für den Kuchen rumexperimentiert“, sagt eine der vier Gründerinnen, Hanna Schlitt. Irgendwann war es gefunden und es konnte losgehen. Neben dem klassischen Bananenbrot gibt es auch Varianten mit Wild Berry und Schokolade. Konstantin Elser probiert natürlich auch und findet den Kuchen richtig saftig. Er kann sich gut vorstellen, dass sich der Snack in Supermärkten und Tankstellen gut durchsetzt.

Veganes zum Trinken

Aus den Abfällen der Kaffeebohne, stellen Daniel Salzburg und Kay Schadenwald, seit einem Jahr das koffeinhaltige Getränk „Caraté“ her. Die Kaffeekirsch-Limonade gibt es bisher nur im Raum Bielefeld, wo das Unternehmen sitzt, aber es soll sich in der Barkultur etablieren. Gute Chancen, dass das gelingt, sieht auch Konstantin Elser, der als Küchenchef schon in vielen Ländern wie England, der Schweiz, Thailand und Vietnam gearbeitet hat und Erfahrung hat.

Die Kaffeekirsch-Limonade „Caraté“ wurde auf der VeggieWorld vorgestellt.

Insgesamt hat ihm die VeggieWorld, die in diesem Jahr etwas über 3.500 Besucher angelockt hat, gefallen. Es gab eine bunte Auswahl an Speisen, Getränken, Snacks und Infoständen, die gerade Menschen, die sonst nicht vegan oder vegetarisch leben, einen Eindruck in den rein pflanzlichen Genuss geben konnten. Konstantin Elser kann sich vorstellen, nächstes Jahr, wenn die VeggieWorld am 18. und 19. Oktober wieder in Hamburg stattfindet, wiederzukommen.

Positive Resonanz auf die VeggieWorld

Der 39-jährige Thomas Rohlfing berichtet, dass er schon einige Male auf der VeggieWorld war. Nachdem verschiedene Krankheiten im Freundes- und Verwandtenkreis aufgetreten sind, hat er über seine Lebensweise nachgedacht und auf vegan umgestellt. Er ist seit 2016 Veganer und freut sich auf der Messe viel probieren zu können. Jens Zyballa ist 43 Jahre alt und ist mit der Familie aus Flensburg angereist. Er ist zum ersten Mal auf der Messe. Der Familienvater hat an diesem Messe-Tag schon den VeggieDönner, Schokolade und den Ingwer-Shot probiert und freut sich über das riesige Angebot. Rundum zufrieden ist auch das Ehepaar Andrea und Johanna Rehberg aus Hamburg. Die beiden haben schon einiges, wie zum Beispiel den veganen Käse probiert und finden vieles auf der VeggieWorld sehr lecker.

www.veggieworld.eco