Immer mehr Menschen nehmen sich eine bewusste Auszeit vom stressigen Alltag und entscheiden sich dabei für einen Spa. Der Favorit ist dabei die Ostseeküste. Mit Trends und Marketingstrategien der Branche befasste sich der diesjährige Wellness-Gipfel in Heiligendamm.
Am 6. und 7. Juni trafen sich Vertreter aus der Hotellerie, von Tourismusorganisationen und Heilbäderverbänden sowie Spa-Manager, um Aspekte und Neupositionierungen zu entwickeln und vorzustellen. Bestes Beispiel für eine Umorientierung ist der Austragungsort des Kongresses, zu dem traditionell die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AHGZ) geladen hatte. Das Grand Hotel Heiligendamm im ältesten Seebad Deutschlands hatte lange im Dornröschenschlaf gelegen, bis es seit einiger Zeit mit seinem geschäftsführenden Direktor Thomas Peruzzo neue und erfolgreiche Wege beschritt. Das geschichtsträchtige Haus kann beeindruckende Belegungszahlen vorweisen und öffnet sich jetzt auch vermehrt Familien, wie ein großer Betreuungsbereich, keine limitierten Badezeiten für den Nachwuchs und ganz demonstrativ aufgestellte Fußballtore auf dem früher „Betreten verboten“- Rasen zeigen. Neu ist auch die Ausrichtung des Spa-Konzepts mit eigener Produktentwicklung wie einem Balsam mit natürlichen Inhaltsstoffen aus Pflanzen der Region, vitalisierendem Aromaöl und einer Bienenwachskompresse mit dem antibiotischen Wirkstoff Propolis. Zum Einsatz kommen die Produkte in der Anwendung „Aufatmen“ – einer atmungsaktiven Massage mit dem feuchtigkeitsspendenden Shea-Aloe-Öl. Sie hat das Ziel die Atempausen zu verlängern und parallel die Verspannungen der Faszien im Bindegewebe zu lösen. Der Effekt: vitalisierend, stimmungsaufhellend und damit leistungssteigernd. Es gehe darum, sich beim Thema Wellness auf die Ursprünge des Standortes und die Einzigartigkeit der Region zurückzubesinnen – so Thomas Peruzzo.
Gesunde Natur
Heiligendamm sei die Wiege der Thalassotherapie in Deutschland. Schon allein durch die natürlichen Gegebenheiten, die an der Küste vorhanden seien, hätten alle Seebäder die besten Voraussetzungen für einen gesundheitsfördernden Besuch, erklärte Dr. Karin Lehmann vom Deutschen Heilbäderverband: „Die salzige Luft, das Wasser, der Sand – die Seebäder sind prädestiniert, Therapien am Meer anzubieten.“ Gemeinsam mit dem Deutschen und dem Europäischen Heilbäderverband könne sie sich sehr gut einen „maritimen Jakobsweg“ von Heringsdorf über Binz, Zingst und Warnemünde nach Kühlungsborn, Heiligendamm und Boltenhagen vorstellen. Damit gemeint sei kein Wanderweg, sondern ein 300 Kilometer langer Thalassopfad. Sollte diese Idee in die Tat umgesetzt werden, wären bestimmt auch andere Bundesländer interessiert. „Vor dem Hintergrund steigender Terrorgefahr ist Urlaub in Deutschland gefragter denn je. Auch die Nachfrage nach Wellnessaufenthalten an der Ostsee und die Chance für Badeorte, sich als Destination mit langjähriger Tradition entsprechend zu positionieren, steigen deutlich“, erklärte Dr. Karin Lehmann, die auch die Position der stellvertretenden Kurdirektorin von Heringsdorf innehat.
Individuelles Angebot
Nur Standardanwendungen anzubieten reiche nicht mehr, um sich am Markt zu behaupten. Man müsse individuelle Spa- Konzepte entwickeln und vermehrt auf die Bedürfnisse seiner Gäste eingehen, so lautete der Tenor des Vortrages von Rolf Seelige-Steinhoff, geschäftsführender Gesellschafter der SEETELHOTELS auf Usedom. In seinen verschiedenen Häusern bietet er unterschiedlich konzipierte Spas an, von römisch angehaucht über maurisch orientiert bis zur asiatischen Bäderlandschaft. Allen gemeinsam seien allerdings die absolute Entspannung und ein ganzheitliches Konzept. „Der Gast muss abgeholt werden, das hat was mit Symbiose zu tun, mit dem Zusammenspiel der Angebote und der Erfahrung der Mitarbeiter, wie sie auf die Wünsche der Erholung Suchenden eingehen. Der Gast kommt nicht wegen einiger Anwendungen wieder, sondern weil das Gesamtkonzept stimmt und er sich wohlfühlt.“ Eine Erfahrung, die auch Ingo Kalms, Direktor vom Hotel Residenz Waldkrone, täglich macht. „Wir können mit unserem kleinen Haus natürlich, was die Größe des Wellnessbereiches anbelangt, nicht mit den großen Hotels mithalten. Aber wir passen uns an die Wünsche der Gäste an und bieten wechselnde Anwendungen oder ausgefallene Packages wie die alleinige Benutzung des Spas mit dem Partner oder einer Freundinnengruppe an. Wir arrangieren dann alles mit Kerzen, Duft, ätherischen Ölen, gesunden Snacks, Tees und individuellen Behandlungen.“ Dies und die familiäre Atmosphäre kämen so gut an, dass das Hotel sehr viele Stammgäste habe.
Wichtiger Mehrwert
Ein ausschlaggebender Punkt, der für die Branche eine immer größere Rolle spiele, sei der Mehrwert, den die Gäste nach einem Aufenthalt mit nach Hause nähmen – so die Experten beim Wellness-Gipfel. Dazu gehörten Pflegetipps, Anregungen zur Bewegung, aber auch zu einem generell gesunden Lebenswandel. So reiche es auch nicht aus, nur im Wellnessbereich mal einen Smoothie zu trinken und sich in den eigenen vier Wänden nur Cola zu gönnen, stellte eine der Referentinnen des Kongresses fest. Gabriele Kurz, Wellbeing-Chefin der Jumeirah Group, empfahl aus diesem Grunde den anwesenden Hoteliers auch, den Gästen vermehrt eine gesunde Kost mit veganen Alternativen und Ernährungstipps anzubieten.
Mit diesen Trends, Angeboten und Plänen der Branche können wir uns ganz entspannt überlegen, wohin uns der nächste Wellnessaufenthalt an der Küste führen wird.
www.heiligendamm.de www.seetel.de www.ahgz.de www.deutscher-heilbaederverband.de