Hamburg fehlt die Liebe zum Film

Fotos: Gute Leude Fabrik

Das Ohnsorg-Theater gehört seit Jahren zu Hamburgs Kulturszene wie die Fischbrötchen zum Hafen. Der perfekte Ort, um 100 Kulturschaffende zur exklusiven Netzwerkveranstaltung in ungezwungener Atmosphäre zusammenzuführen und sich über die aktuelle Lage der Theater-, Musik- und Filmlandschaft in Hamburg auszutauschen. Zum 33. Mal fanden Meinungsbildner und Persönlichkeiten beim „Hanse Rendezvous“ zusammen – und Musik war an diesem Abend Trumpf.

Noch vor den Talkgästen begrüßte Initiator Lars Meier den Geschäftsführer der Filmförderung Hamburg Schleswig- Holstein Helge Albers auf der Studiobühne des Ohnsorg-Theaters. In der Zeit von Netflix, Spotify und Co. sei die Konzentration der Filmemacher nur auf das Kino nicht mehr zeitgemäß, betonte dieser. Er sehe viel mehr Möglichkeiten: Vor allem auch im High-End-Serien-Bereich liefere die Hansestadt alle Möglichkeiten, sich kreativ und vielfältig zu verwirklichen. Auf die Frage, welches sein favorisierter Hamburg-Film sei, musste er nicht lange überlegen, da für ihn der Goldene Handschuh ein sehr smarter, intelligenter Film sei, der sich in der Öffentlichkeit weit unter Wert verkauft habe, so Albers.

Vielfältigkeit und Abwechslung war das Stichwort dann für den Einstieg in den Bühnentalk, denn gleich zu Beginn stellte Filmproduzentin Heike Wiehle-Timm heraus, dass der Hansestadt die Liebe zum Film fehle, die in anderen Städten wie z. B. Berlin oder München weitaus ausgeprägter sei. Sie vermisse den Glamour und die Begeisterung. Die Möglichkeiten, die Hamburg biete, würden nicht ausgeschöpft, womit sie von ihren Kollegen sowie dem Publikum begeisterte Zustimmung erfuhr. Regisseur Lars Jessen ging noch einen Schritt weiter und sprach auch die personellen Schwierigkeiten an, die das Genre zusätzlich erschwerten. „Es ist für einen Bühnenbauer beim Film heute einfacher Zimmermann zu werden, da er hier nicht nur ein geregeltes Einkommen, sondern auch geregelte Arbeitszeiten hat, was beim Film nur selten möglich ist“, so Jessen. Diese klaren und ehrlichen Worte wurden mit herzlicher Zustimmung und Applaus honoriert. DJ MAD bemerkte zudem, dass in Hamburg immer weniger bezahlbarer Raum für Nachwuchstalente in der Musik vorhanden sei, wo man seine Kreativität ausleben und sich entwickeln könne. Gerade in der Anfangszeit sei es wichtig, Plätze zu haben, um seinen Ideen einen Raum zu geben. Talkgäste und Publikum waren sich einig, dass Hamburg viel zu bieten hat und das Potenzial der Hansestadt weitaus mehr Raum für zeitgemäßes Film- und Musik-Business liefert, als derzeit von der Branche genutzt wird.