Philip Borckenstein von Quirini – kein unbekannter Name in der Hamburger Hotel-Branche, schließlich leitete er drei Jahre lang das Grand Elysée. Seit dem 1.1.2016 hat der Österreicher eine neue und herausfordernde Aufgabe übernommen: General Manager des Empire Riverside Hotels und des Hotels Hafen Hamburg. Seitdem wird sein Arbeitstag vom Hin- und Her-Pendeln zwischen den beiden Traditionshäusern bestimmt, denn der Kontakt mit den Gästen und seinen Mitarbeitern liegt ihm sehr am Herzen. Eine Maßnahme in der neuen Amtszeit des diplomierten Touristikkaufmanns war es, den Köchen beider Hotels ein Gehalt, das über dem Tariflohn liegt, zu zahlen.
Herr von Quirini, was sind die Gründe für diese doch in der Branche nicht gerade übliche Vorgehensweise? Deutschlandweit herrscht ein Mangel an Köchen in Gastronomie und Hotellerie. Auch wir hatten zu Beginn des Jahres dieses Problem in beiden Häusern. Es musste eine Lösung her. Deshalb haben wir ein Pilotprojekt gestartet, bei dem wir gezielt auf Leiharbeiter von Agenturen verzichten und die Stellen mit festangestellten Mitarbeitern besetzen. Mit unserer übertariflichen Entlohnung möchten wir langfristig qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und durch die direkte Zugehörigkeit zum Unternehmen dichter an uns binden. In der Branche gibt es viele Häuser, die übertariflich zahlen, aber wir kommunizieren dies auch ganz offen in unseren Stellenanzeigen. So weiß der zukünftige Mitarbeiter ganz transparent, was ihn erwartet.
Was sagen Ihre Kollegen aus der Branche dazu? Einige Kollegen werfen mir vor, ich würde mit meiner Initiative die Löhne kaputt machen. Kaufmännisch gesehen sind Leiharbeiter immer teurer als Festangestellte. Zum einen betrifft das den Stundenlohn, zum anderen die Effektivität.
Wie setzen Sie diese Neuerung im Alltag um? Wir haben unser Gehaltsmodell überarbeitet und bezahlen unseren Mitarbeitern einen übertariflichen Lohn plus eine Summe X. Zusätzlich gibt es eine automatische Gehaltserhöhung für die Betriebszugehörigkeit nach dem ersten und zweiten Jahr. Im Anschluss sind Gehaltserhöhungen an die individuellen Leistungen gebunden. Auf diese Weise umgehen wir Gehaltsverhandlungen und konzentrieren uns im Bewerbungsgespräch auf die positiven Aspekte des Jobs, zum Beispiel gut ausgestattete Küchen, faire Arbeitszeiten und das Arbeiten mit frischen und hochwertigen Produkten.
Macht sich der Erfolg des neuen Systems schon bemerkbar? Ja, definitiv! Wir konnten innerhalb von drei Monaten 22 neue Köche in unseren vier Restaurants anstellen.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft, wenn es um die gerechte Bezahlung von Mitarbeitern geht? Das neue Gehaltskonzept für unsere Köche werden wir sukzessive auch in andere Bereiche unserer Häuser übertragen. Es ist uns wichtig, unseren Mitarbeitern mit Wertschätzung, Fairness und Transparenz zu begegnen. Wir legen Wert darauf, dass wir am Image unseres vielseitigen Berufs arbeiten, und möchten dadurch die guten Seiten betonen, statt das Negative nach außen zu tragen.
Sie sind jetzt seit einem guten halben Jahr als General Manager der beiden großen Häuser in Hamburg tätig. Zeit, ein kurzes Resümee zu ziehen? Als General Manager in zwei so unterschiedlichen und traditionsreichen Häusern zu arbeiten, ist nicht nur eine große Ehre, sondern birgt jeden Tags aufs Neue besondere Herausforderungen. Das gut eingespielte und erfahrene Team der Häuser hat mich herzlich willkommen geheißen und bereichert mich täglich mit vielen frischen Ideen, die wir teilweise schon sehr erfolgreich umgesetzt haben. Mich begeistert die gute Teamarbeit, gleichzeitig genieße ich auch meine gestalterischen Freiräume.
Gibt es schon konkrete Pläne und Projekte für die kommenden sechs Monate? In der Zukunft freue ich mich neben spannenden Baumaßnahmen, die wir noch planen, besonders auf die Implementierung der von uns eigens entwickelten und einzigartigen Medientechnik auf den Zimmern. Unseren Gästen wird mit der „bring your own content“- Funktion der neuen Smart TVs ihr Zuhause ins Hotelzimmer gebracht.
Und privat? Wieder mal ein schöner gemeinsamer Familienurlaub, vielleicht sogar in der Nähe meiner Heimat Österreich.