In Thüringen gibt es über 450 Burgen und Schlösser. Wer glaubt, Burgenerlebnisse unterscheiden sich kaum voneinander, kann sich hier leicht vom Gegenteil überzeugen.
Die Architektur und Nutzung deutscher Burgen veränderten sich über die Jahrhunderte mehrfach. Bestand ihre ursprüngliche Funktion darin, als Wehranlage, Wachburg an Handelswegen, Residenz oder Verwaltungsamt zu dienen, so rückte im 19. Jahrhundert zunehmend ihr repräsentativer Zweck in den Mittelpunkt. Heute erfreuen sie ihre Besucher mit Ausstellungen, Konzerten, Hochzeiten, Ritterfesten oder mit Weihnachtsmärkten. Wir haben für Sie sechs nahe aneinander liegende Burgen besucht, die Reisenden sehr unterschiedliche Erlebnisse bieten.
Die Veste Heldburg erweist sich als ein optimaler Ausgangspunkt für eine Tour durch das Burgenland Thüringen. Sie beherbergt das Deutsche Burgenmuseum und gibt eine gute Übersicht über eine breite Auswahl mittelalterlicher Herrensitze. Kompakt wird deren Geschichte im Verlauf wechselnder Machtverhältnisse vermittelt, man erfährt Interessantes über Architektur, Kultur und Alltagsleben auf einer Burg, aber auch, wie man zum Ritter wurde. Drohnenaufnahmen bieten lebendige Eindrücke aus der Luft und von den Sälen und Räumen der Burgen. Nach der Besichtigung überzeugt das Burgrestaurant Helene mit einem vorzüglichen Zanderfilet.
www.deutschesburgenmuseum.de
Die Zitadelle Petersberg in Erfurt gehört zu den größten innerstädtischen Barockfestungsanlagen Mitteleuropas. Unter Berücksichtigung der türkischen Taktik während der zwei Belagerungen Wiens im 16. und 17. Jahrhundert legte man bei deren Bau im Zeitraum 1665–1702 unterirdische Horchgänge an, die vor Unterminierungsversuchen der Belagerer warnen sollten. Wer unter Raumangst leidet, ist hier fehl am Platze, wenn Guide Wolfgang Schultz durch die engen, dunklen und zwei Kilometer langen Gänge führt. Von der oberen Festungsplattform dagegen öffnen sich famose Rundblicke auf die Innenstadt mit dem Dom St. Marien. 2021 zu einem Standort der Bundesgartenschau auserkoren, lädt die Peterskirche auf der Zitadelle zu einer Ausstellung über die Geschichte großer Gartenanlagen ein.
www.petersberg-erfurt.de/fuehrungen/geheimnisvolle-wege
Die Leuchtenburg bei Jena besticht durch eine der modernsten Ausstellungen zur Porzellangeschichte. In sieben Erlebniswelten auf über 3000 Quadratmetern taucht man interaktiv in das Flair des Weißen Goldes ein, wobei Anfassen und Mitmachen erwünscht sind. Von der mit acht Metern größten Vase, über die mit 3x3x4 Millimetern kleinsten Teekanne der Welt bis zu einem Ming-Schälchen, das Kevin Costner dem Museum übergab, reicht das Spektrum bis zu modernstem Design. Einzigartig ist auch die erste Porzellankirche der Welt. Ab Herbst 2025 soll die Burganlage über einen Schrägaufzug noch leichter zugänglich werden.
www.leuchtenburg.de
Ein Besuch der Wartburg in Eisenach darf bei der Rundreise nicht fehlen. Die meisten der jährlich rund 500 tausend Besucher statten der Burg wegen Martin Luther einen Besuch ab, verrät Guide Florian Stahl. Der große Reformator übersetzte hier während eines 10-monatigen Aufenthalts 1521/22 das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Mit seinem Kampf für die Rückkehr der Kirche zu ihrer christlichen Mission veränderte er den Lauf der Geschichte Mitteleuropas. Aber nicht nur die Lutherstube ist in dem am besten erhaltenen spätromantischen Profanbau nördlich der Alpen sehenswert. Die Wartburg verfügt über 10 tausend Kunstwerke in ihren reich dekorierten Sälen. Ein Highlight sind die Tannhäuser-Aufführungen im Festsaal der Burg. Eine Sonderausstellung thematisiert die Geschichte der Burgen und Schlösser Thüringens und an einem „Burgengenerator“ kann man seine Lieblingsburgen nach eigenen Auswahlkriterien sortieren.
www.wartburg.de
Die Burg Scharfenstein folgt einem völlig anderen Konzept. Seit 2016 verpachtet die Stadt Leinefelde-Worbis ihre Burg an den Brauereimanager Bernd Ehbrecht. Der findige Unternehmer und Whisky-Liebhaber richtete in den Räumen eine Whisky-Erlebniswelt ein, in der man nicht nur erfährt, wie die edlen Spirituosen hergestellt werden und in den Kellerräumen reifen. Bei Verkostungen kann jeder seine Lieblingssorte finden und nach einem guten Tropfen lässt es sich im Burgrestaurant vorzüglich speisen, bevor man über wenige Treppenstufen sein Hotelzimmer erreicht.
www.burg-scharfenstein.de
In der Burg Hanstein über dem kleinen Ort Rimbach sind nur noch wenige Räume funktionsfähig und dies auch nur, weil sich die Bürger der Gemeinde vehement für die Rettung der alten Gemäuer einsetzten. War sie im 19. Jahrhundert noch ein Treffpunkt wanderfreudiger Studenten aus Göttingen, versammeln sich heute regelmäßig die Mitglieder der Eichsfelder Ritterschaft auf dem Gelände, um unter anderem jährlich am 1. Mai mit einem Zeltlager ihr Beltanefest zu feiern. Die Ausblicke von der Burg auf das Tal der Werra sind bei gutem Wetter fantastisch und mit Konzerten, Ritterfesten, Umzügen und ähnliche Veranstaltungen ist für ein abwechslungsreiches Programm gesorgt.
www.burgruine-hanstein.de
https://eichsfelder-ritterschaft.de
Mehr Informationen auch unter:
www.burgen.thueringen-entdecken.de
