Der Delikatessen-Trendsetter

Foto: Maurice Kohl
Foto: Maurice Kohl

Das Stammhaus von Mutterland ist DER Spot, egal, ob man auf der Suche nach guter Manufaktur-Feinkost, einem Geschenk, frischen Backwaren wie dem besten Franzbrötchen der Stadt, einem regionalen Lunch oder Dinner ist. Das Hamburger Delikatessenunternehmen hat als absoluter Vordenker von Regionalität und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe im Bereich Food gesetzt. Der Macher hinter diesem Konzept ist Jan Schawe. Wir haben ihn über seine Anfänge, seine Philosophie und Pläne befragt.

Herr Schawe, das erste Mutterland wurde 2007 in St. Georg eröffnet. War die Standortwahl ein Zufall oder ganz bewusst gewählt, um solch ein Konzept in Hamburg zu starten?
Ich mag lebendige Stadtteile und St. Georg und die Gegend um den Hamburger Hauptbahnhof sind ein solcher. Hier herrscht ein aufregender Mix vieler Kulturen und Menschen. Ich mag die Nachbarschaft mit den Hotels, Theatern und Museen und wir fühlen uns hier von Anfang an pudelwohl!  

Mit der Gründung von Mutterland haben Sie Ihre Lebensphilosophie zum Beruf gemacht. Hat das aus Ihrer Sicht funktioniert?
In vielen Bereichen ja. Was wir in den letzten Jahren erreicht haben, und dabei geht es mir nicht um unsere Jahresumsätze oder wirtschaftliche Ergebnisse, freut mich sehr. Wir sind Heimat von tausenden Delikatessen kleiner Manufakturen geworden, die alle in Deutschland sorgsam verarbeitet und fair gehandelt werden. Wir verstehen uns allerdings nicht als Gegner der großen Player, sondern als eine Art Bereicherung, um einfach die Vielfalt zu fördern und den Kleinen eine Chance auf dem Markt zu geben.

In Ihren Regalen findet man immer wieder Neues und Seltenes. Wo spüren Sie all diese Geheimtipp-Feinkost auf?
Früher bin ich wie ein Trüffelschwein ständig auf der Suche nach Neuem gewesen. Mittlerweile ist unser Team im Einkauf gewachsen und wir genießen deutschlandweit einen guten Ruf. Wir waren der erste Delikatessenhändler, der sich nur auf Feinkost „Made in Germany“ spezialisiert hat. Wir sind die Experten regionaler Delikatessen und Manufakturen und daher stellen sich viele Hersteller von alleine bei uns vor. Wir suchen Delikatessen allerdings nicht unbedingt nach potentieller Absatzgröße aus, sondern wählen manchmal auch ganz bewusst Nischenprodukte aus, die uns einfach nur begeistern und von denen wir überzeugt sind.
 
Ihre Unternehmens-Maxime ist es, auf Augenhöhe mit den Lieferanten zu sein. Wie sieht die Umsetzung aus?
Ja, unsere Lieferanten und Manufakturen leben von Mutterland und wir von ihnen. Es geht nicht darum, den anderen zu übervorteilen. Es gibt Manufakturen, von denen verkaufen wir mittlerweile die zehnfache Menge wie am Anfang, dennoch gehen wir nicht hin und sagen „entweder bekommen wir die Ware günstiger oder wir nehmen jemand anderen“. Uns sind langfristige Partnerschaften wichtig, wir möchten die Manufakturen und deren Inhaber kennen, wir suchen den Dialog und wir tauschen uns oft sehr intensiv aus.

Mutterland bietet auch einen Onlineshop. Aber ist und bleibt das Delikatessengeschäft nicht ein Offline-Geschäft? Riechen, schmecken, probieren und die persönliche Beratung.  
Unsere Kunden und Gäste lieben es zu uns in die Geschäfte zu kommen und einfach zu stöbern – oder die hausgemachten Franzbrötchen zu probieren und mit nach Hause zu nehmen. Wir haben reale Geschäfte und damit einen entscheidenden Vorteil gegenüber den vielen Onlineplattformen. Man kann zu uns kommen, sich persönlich beraten lassen, die Feinkost anschauen, anfassen und erleben. Dennoch wird sich der Einzelhandel in den nächsten Jahren weiter drastisch ändern. Jetzt einzuschlafen wäre fahrlässig. Wir haben nicht nur die Verantwortung gegenüber unseren 200 Lieferanten, sondern auch monatlich für mehr als 100 Mitarbeitern und deren Familien.

Was ist das besondere an dem komplett umgebauten Stammhaus am Hauptbahnhof?
Unser Hauptgeschäft ist deutlich größer geworden, wir beherbergen jetzt auf 1.000 m2 über 2 Etagen nicht nur 5.000 Delikatessen sondern auch einen Take Away Bereich der in der Woche schon um 7 Uhr öffnet, eine Gastronomie mit Bar, Cafe und Restaurant die an 7 Tagen geöffnet ist und eine gläserne Chocolaterie, in der alle unsere Mutterland Schokoladen und Pralinen frisch hergestellt werden.
von Tina Feix

www.mutterland.de