Wer das Glück hat, Cornelia Poletto einmal in der Küche beobachten zu dürfen, erkennt, dass die 44-Jährige leidenschaftlich liebt, was sie tut. Egal, ob beim Schneiden, Rühren, Probieren oder Garnieren – fast immer umspielt ein leichtes Lächeln ihre Mundwinkel. Die gebürtige Hamburgerin hat offensichtlich ihre Bestimmung gefunden und ist trotz ihres übervollen Terminkalenders mit sich und ihrem Leben im Einklang. Grund dafür hat die sympathische Spitzenköchin ohnehin: Privat scheint die „Frischvermählte“ gerade eine Glückssträhne zu haben und auch beruflich stehen alle Zeichen auf Erfolg. Können, Durchhaltevermögen und jede Menge Humor haben die Mutter einer Tochter zu einer außergewöhnlichen Karriere verholfen.
Frau Poletto, Sie sind Restaurantbesitzerin, haben eine Kochschule, sitzen seit Kurzem auch in der Jury bei „The Taste“ und sind wieder für die kulinarische Seite von Palazzo zuständig – sind Sie ein Workaholic, gut organisiert, lieben Sie das, was Sie tun oder ist es eine Mischung aus allem?
Es ist tatsächlich eine Mischung aus allem. Wer seinen Beruf liebt – und das tue ich sehr – „rutscht schnell in die Mühle“, auch ein Workaholic zu sein. Aber ich finde, solange die Arbeit Spaß macht, ist daran nichts Negatives.
„The Taste“ ist ja nicht Ihre erste Fernseherfahrung, was hat Sie daran besonders gereizt?
Besonders spannend finde ich, dass die Kandidaten ein perfekt durchdachtes Gericht auf nur einen einzigen Löffel zaubern müssen. Und dass sie tatsächlich nur diesen einen Versuch haben, um zu überzeugen.
Das nächste Projekt, das jetzt direkt ansteht, ist „Palazzo“, für Sie zum zweiten Mal. Welche kulinarischen Köstlichkeiten haben Sie sich dieses Mal ausgedacht? Ist das Palazzo wegen der Fülle der gleichzeitig fertig werdenden Gerichte eine besondere Herausforderung für Sie?
Es wird natürlich wieder einen kleinen Einblick in die Poletto-Küche geben. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel ein tolles Tartar vom Eismeerlachs und eine Maronensuppe dabei, außerdem werden wir ein besonderes Rind aus Irland mit einem Bohnen-Cassoulet zubereiten und zum Abschluss gibt es den guten alten Klassiker Panna Cotta – natürlich mit dem besonderen Poletto-Kick. Gastgeberin im Palazzo zu sein, ist jeden Abend eine besondere Herausforderung. Denn mir ist natürlich wichtig, dass alle 350 Gäste mit ihrem Essen glücklich sind.
Sie hatten früher mit Ihrem „alten“ Restaurant „Poletto“ einen Stern und haben ihn abgegeben. Was hat Sie dazu bewogen?
Ein Stern ist immer auch ortsgebunden. Da die Immobilie, in der ich mein Restaurant hatte, verkauft wurde, musste ich mit meinem Restaurant umziehen und habe mich im Zuge dessen für ein neues Gastro-Konzept entschieden, das mir mehr Freiheiten lässt. Mit meiner „Gastronomia Cornelia Poletto“, einem Feinkostladen mit angeschlossenem Restaurant, habe ich mir einen Traum erfüllt.
Wann wurde Ihnen als ehemaliger Klosterschülerin klar, das Kochen Ihre Passion ist?
Den Einstieg in die Küche habe ich übers Backen bekommen. Schon als Teenager habe ich meine Freunde und Familie gerne mit schönen Torten überrascht. Irgendwann habe ich dann auch mit dem Kochen angefangen und war recht schnell mit Leidenschaft und auch ein bisschen Ehrgeiz dabei. Ursprünglich wollte ich Tierärztin werden, dafür waren aber meine Noten zu schlecht. Also habe ich mich für die Ausbildung in der Gastronomie entschieden.
Was macht Ihnen am meisten Freude beim Kochen? Vielleicht das Ausprobieren von tollen Produkten oder die Befriedigung, andere mit Ihren Speisen glücklich zu machen?
Ein Mix aus allem. Ich liebe es, mit besten Produkten zu tun zu haben und daraus etwas Besonderes zu zaubern. Und natürlich freut es mich jeden Abend aufs Neue, glückliche und zufriedene Gäste zu haben, die meine Küche wertschätzen.
Entspannen Sie sich selbst auch bei einem guten Essen und einem Glas Wein? Wenn ja, gehen Sie lieber essen oder kochen Sie selbst?
Beides. Ich liebe es, auf Reisen neue Restaurants kennenzulernen. Allerdings kann ich mich auch wunderbar entspannen, wenn ich zuhause mit Freunden bei einer guten Flasche Wein koche und wir alle ganz ungezwungen zusammen essen.
Ihr Lieblingsgericht?
Spaghetti Vongole.
Neben allen kulinarischen Projekten engagieren Sie sich auch sehr im sozialen Bereich. Stichwort: das Altoaner Kinderkrankenhaus, in dem Sie seit Jahren engagieren, mit den kleinen Patienten kochen und Spendengelder generieren. Aktuell haben Sie auch das Honorar für ihr neues Kochbuch „Expresskochen italienisch“ dem AKK gespendet.
Ich finde es nicht nur wichtig, sondern auch selbstverständlich, sich sozial zu engagieren. Erst recht, wenn man durch eine gewisse Öffentlichkeit, viel bewirken kann. Ich bin nun schon seit vielen Jahren Schirmherrin des Kinderkrankenhauses und schätze diese Partnerschaft sehr.
Bei Ihrem vollen Terminkalender dürfte es schwierig sein, noch Zeit für Hobbys oder Ihre Familie zu finden. Wie schaffen Sie es trotzdem?
Sich Auszeiten zu nehmen, muss sein. Zugegeben, manchmal muss ich für ein paar freie Stunden ganz schön kämpfen. Aber dafür genieße ich sie dann umso mehr. Am liebsten auf dem Pferd oder beim Paddeln über die Alsterkanäle. Ich habe viele tolle Menschen um mich herum, die mir dann den Rücken frei halten.