Ein Leben für den Kaffee

Foto: J.J. Darboven

Am 21. März 2016 feierte das Hamburger Traditionsunternehmen J.J.Darboven sein 150-jähriges Jubiläum. Um die Bedeutung des Unternehmens für die Hansestadt zu würdigen, lud der Erste Bürgermeister Olaf Scholz an diesem Tag Albert Darboven und zahlreiche Gäste zu einem feierlichen Empfang ins Hamburger Rathaus ein. Im Gespräch verriet der erfolgreiche Unternehmer was ihn bewegt. Zum Beispiel die ständige Erneuerung.

Ihr Firmenmotto lautet „Aus Freude am Leben“, und Sie zitieren auch gern die Weisheit „Sich regen bringt Segen“. Sind das Ihre Antriebsfedern? Unternehmensführung geht nur durch ein gutes Vorbild. Wer nicht die Herzen und die Sympathie der Menschen gewinnt, kann kein richtiges Team bilden und kann keinen nachhaltigen Erfolg haben. Wenn dann noch Leidenschaft dazukommt, entsteht automatisch Respekt. Ich nehme meine Mitarbeiter sehr ernst, denn nur so kann Loyalität, Engagement und Freude im Unternehmen entstehen.

ein-leben-kaffee-02Stimmt es, dass Sie Ihre Mitarbeiter täglich mit Handschlag begrüßen? Das gehört dazu, das bringt den Respekt dem Gegenüber zum Ausdruck. Im täglichen Miteinander ist mir auch die Integration von Mitarbeitern mit Behinderungen sehr wichtig – wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Elbe-Werkstätten. Auch unsere Philosophie zur Qualifikation ist Teil des Ganzen. Mir ist es egal, wo jemand herkommt und ob er oder sie Mann oder Frau ist. Das Leistungsprinzip ist mir wichtig. Ich sage immer: Talent kennt keine Geburtsurkunde. Aber mir ist das Talent wichtig.

Welche persönliche Bedeutung hat für Sie die Marke IDEE KAFFEE? Damit fing alles an. Mein Vater, Arthur Darboven, startete damit im Ersten Weltkrieg. Sonntags fand immer das große Familien- Kaffee-Trinken in Blankenese statt. Er sagte: „Für den nächsten Sonntag überlegt euch mal einen schönen Namen!“ Anschließend hat er sie alle abgefragt, und eine ist übriggeblieben: „JD“ – die Initialen von Johann Joachim Darboven. Und aus dem JD wurde ID. Phonetisch kamen noch zwei Buchstaben dazu, und der Name IDEE war geboren. In den 20er-Jahren wurde dann ein besonderes Brühverfahren mit Professor Lendrich am Hamburger Hygienischen Institut ausgearbeitet. Wir haben viele Ärztekongresse besucht, um unser IDEE-Veredelungsverfahren, das auf einer rein physikalischen Basis stattfindet, vorzustellen. So ist es uns gelungen, die Kaffeebohnen zu perfektionieren – bei vollem Koffeingehalt.

Haben Sie eine Lieblingsmarke? Unsere Vielfalt ist mir am liebsten! Tatsächlich hat jede Marke das gewisse Etwas: EILLES und Burkhof haben im süddeutschen Raum eine hohe Bedeutung. Mit Alfredo und ALBERTO haben wir uns die italienische Kaffeekultur ins Haus geholt. Mövenpick hat uns viele Türen in der Gastronomie geöffnet – mit einem Renommee, das weit über die Welt des Kaffees hinausgeht. Und unser Café Intención, unser Fairtrade-Produkt, ist mir ein besonderes Anliegen. Denn durch meine Erfahrungen in den 1950er-Jahren in Mittelamerika sind mir die Probleme der Kaffeebauern vor Ort bekannt. Bei Fairtrade waren wir 1993 einer der ersten Kaffeeröster, die Fairtrade-Produkte für den Einzelhandel und die Gastronomie im Angebot hatte.

Warum sind Sie als erster Chef eines Unternehmens in der Fernsehwerbung aufgetreten? Ich habe damals meinen Onkel Nikolaus Darboven dazu überredet. Er konnte so wunderbar über Kaffee dozieren. Er war auch begeistert und bekam Wäschekörbe voller Fanpost. Später habe ich die Fernsehwerbung gemacht. Es ging um eine Weltanschauung einer Marke und um den Inhaber, den man praktisch anfassen kann. Das war mehr als ein Trend. Ich glaube, es ist diese Haltung, die sich bei uns von Generation zu Generation vererbt hat – über den Gründer Johann Joachim, dessen Söhne Arthur und Cäsar (zweite Generation) und Nikolaus gemeinsam mit Albert Deneke (dritte Generation). Auch bei der vierten Generation, bei Herbert Darboven und bei mir, ist diese Haltung angekommen. Dafür bin ich meinen Vorfahren und insbesondere meinem langjährigen Wegbegleiter und Mitgesellschafter Herbert Darboven sehr dankbar.

„Ich hatte die Pflicht und die Freude, das weiterzuführen, was die Eltern geschaffen hatten. Das haben sie mir oft gesagt. Das war mir schon als Kind klar.“

Sie haben ja auch sehr früh auf professionellen Außendienst und auf die Gastronomie gesetzt. Wie kam es dazu? Das haben wir Cäsar Darboven zu verdanken. Er hat damals den Grundstein für den Verkauf an die Gastronomie gelegt und damit immenses wirtschaftliches Gespür bewiesen. Das ist einer unserer Erfolgsfaktoren. Ich erkläre das immer so: Kaffee können Sie heute an jeder Ecke kaufen. Aber den Service dazu, den bekommen Sie nur hier bei uns. Wir stehen nicht als Lieferant vor der Tür unserer Kunden, sondern als Partner. Das ist ein großer Unterschied. Wir beraten und schulen unsere Kunden, damit sie Kaffee, Tee und Kakao noch besser verstehen und anbieten. Ebenso bei Entscheidungen für eine Kaffeemaschine helfen wir. Und unsere Markenvielfalt gehört zu diesem außergewöhnlichen Service. Zu jeder Marke gehört eine eigene Welt, die mal hier und mal dort besser passt. Das ist eine ganz individuelle Beratung, die wir da für unsere Kunden machen.

Wie kann ein Unternehmen wie J.J.Darboven unterschiedliche Trends wie zum Beispiel die sogenannte Third Wave of Coffee für sich nutzen? Wir haben im vergangenen Jahr mit unserer Marke ID Blue erfolgreich einen Kaffee mit hellen und mittleren Röstungen auf den Markt gebracht. Damit bedienen wir den Trend von Slow Coffee und damit das Revival der Handbrühmethoden. Wir haben unser Sortiment um Handfilter aus Porzellan, Bayreuther Kannen, French Press und Zubehör für Handbrühmethoden erweitert. Ich trinke aber am liebsten dunkle Röstungen.

Sie engagieren sich für zahlreiche Projekte. Warum? Das gehört für mich zum Unternehmertum dazu. Auch das ist eine Haltung, die mir wichtig ist. Unserem Unternehmen geht es gut, deshalb möchte ich etwas zurückgeben an die Gesellschaft. Dazu gehören Projekte wie das Ronald McDonald Haus am Kinderkrankenhaus Altona. Dort werden Familien kranker Kinder betreut. Aber auch Sportveranstaltungen, die ohne Sponsoren nicht stattfinden könnten, liegen mir am Herzen. Und Projekte in Hamburg wie die Restaurierung der Brooksbrücke in der Speicherstadt. Die Beziehung meines Unternehmens zur Hansestadt Hamburg ist von einer besonderen Lebendigkeit.