Nah und wunderbar

Wassertretstelle in Buckow, Foto: Tourismusverband Seenland Oder-Spree/Florian Läufer

Wo das Glück unserer Träume greifbar ist, das kann ein Platz am anderen Ende der Welt sein oder direkt um die Ecke. Jeder hat seine Sehnsuchtsziele, die er gerne einmal besuchen oder wiedersehen möchte. Jetzt in der Ferienzeit ist es für viele ein weit entfernter Urlaubsort. Manche möchten oder können aber nicht weit fahren oder sind noch unentschlossen. Wir können da vielleicht eine Entscheidungshilfe leisten: Frei nach dem Motto: „Warum in die Ferne schweifen …“ stellen wir Ihnen ein paar nahe Sehnsuchtsorte vor, die Sie begeistern werden.

Zusammen mit dem zunehmenden Appetit auf heimische Küche und regionale Produkte gibt es im Gesundheitsbereich eine spürbare (Rück)Besinnung auf bodenständige Schätze, Rituale und Anwendungen. Mitten in der Märkischen Schweiz liegt Buckow, der einzige anerkannte Kneipp-Kurort Brandenburgs. 

„Kalt war es nur beim ersten Mal“, berichtet Sabine Wetzel, die aus Hamburg kommt und sich für eine Kneipp-Kur in Buckow entschieden hat. Das morgendliche Wassertreten in der Stöbber ist bereits nach einer Woche Aufenthalt zu ihrem Ritual geworden. Gleich hinter der Touristeninformation im Sebastian-Kneipp-Weg 1, vorbei am Kneippschen Kräutergarten zeigen Stufen den Weg ins Gewässer, das an dieser Stelle etwa 20 Zentimeter tief ist. „Ein Bein ins Wasser und eins über das Wasser, sieht ein bisschen aus wie ein Storch“, meint die 59-jährige Hamburgerin. „Das ist gut für die Durchblutung. Und schön ist es hier außerdem.“ Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab der Leibarzt von Friedrich Wilhelm IV. seinem royalen Dienstherren den Rat: „Majestät, in Buckow geht die Lunge auf Samt!“ In der Kurstadt wanderte Fontane durch die bewaldete Hügelkette und eine seenreiche Landschaft. Bertolt Brecht und Helene Weigel suchten am Ufer des Schermützelsees Ruhe. 

Wer heute in den Schriften des Pfarrers Sebastian Kneipp (1821-1897) blättert, könnte schnell meinen, in einer aktuellen Veröffentlichung über gesunde Lebensweise zu lesen, schließlich ist die Kneipp-Therapie ein Naturheilverfahren, bei dem es um den ganzen Menschen geht – um Körper und Psyche. Sie beruht auf dem Prinzip der Übung, des Trainings zur Harmonisierung aller körperlichen und geistig-seelischen Funktionen und setzt auf eine Veränderung der Lebensweise. „Die Mittel, welche das natürliche Heilverfahren beansprucht, beruhen in Licht, Luft, Wasser, Diät, Ruhe und Bewegung in ihren verschiedenen Anwendungsformen, Dinge, die, wenn sie normal vorhanden, den gesunden Organismus gesund erhalten, und wieder gesund machen können, wenn er erkrankt ist“, erklärt Sebastian Kneipp. Wie der Pfarrer zu solchen Erkenntnissen kam? Während einer schweren Tuberkulose-Erkrankung entschloss er sich zu einer sogenannten Wasserkur. Die kalten Bäder in der Donau halfen und so entwickelte er später aus dieser Erfahrung sein Gesundheitskonzept. „Alles, was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt“, wusste der Wasser-Doktor.

Buckow bietet ideale natürliche Voraussetzungen, die fünf Wirkprinzipien des Kneipp-Heilverfahrens umzusetzen: Wassertherapie, Bewegung, Ernährung, Heilkräuter, Lebensordnung. Auf Schritt und Tritt begegnet der Gast Elementen seiner Weisheiten: Wassertretstellen, über 40 km zertifizierten Kurwegen, gut ausgeschilderten Wander-, Walking- und Radtouren, im Heilkräutergarten am Sebastian-Kneipp-Weg wachsen die Lieblingspflanzen des Allgäuer Naturdoktors. Ruhe und Erholung gibt es im Schlosspark. Er wurde ursprünglich im 17. Jahrhundert angelegt und nach historischen Plänen rekonstruiert. Heute verbindet dieser auf ganz besondere Art und Weise Natur mit Kunst und Kultur. Direkt am Griepensee gelegen bietet der Park eine Liegewiese, eine Boccia-Bahn, einen Kinderspielplatz, eine Wasserfontäne, die Reste eines Eiskellers, einen Kräutergarten, einen Barfußpfad sowie zwei Wassertretstellen. Längst haben die Buckower Restaurant-Köche ihre Speisekarten auf gesundheitsbewusste Genießer eingestellt. Die Kliniken des Kurortes und verschiedene medizinische Einrichtungen umsorgen die Patienten zwischen autogenem Training, Yoga, Atemtherapie, Wasserbehandlungen, Ernährungsberatung, Kochkursen, Kräuterwanderungen mit einem Kneipp-Komplettprogramm als ganzheitlichem Konzept für einen Lebensstil der Vorsorge und Heilung. Selbst die Kita des Ortes setzt das Kneipp-Konzept um. Taulaufen, Wassertreten, gemeinsames Kochen und Kräutersammeln vermitteln mit hohem Spaßfaktor, dass Vorbeugen besser als heilen ist – eine Weisheit ganz im Sinne von Pfarrer Kneipp.

Zum 200. Geburtstag des Pfarrers aus dem Allgäu am 17. Mai 2021 wurde der neue Kneipp-Erlebnisgarten in Buckow eingeweiht. Er befindet direkt am Bahnhofsgebäude der Buckower Kleinbahn. Entstanden ist er auf Initiative des Kneipp- und Heimatvereins Buckow sowie des Vereins Buckower Kleinbahn. „Das Ziel war ein Garten, der in unsere Landschaft passt und so naturbelassen wie möglich sein sollte“, so Helga Bachert vom Kneipp- und Heimatverein. Die Obstbäume stehen für das Thema Ernährung, ein spiralförmiges Beet für das Thema Kräuter. Außerdem gibt es eine Sitzecke mit Klangspiel, das für das Thema Lebensordnung bei Kneipp steht. Das Gleichgewicht testen kann man auf einem Balancierbalken. Im Armbadebecken können sich Besucherinnen und Besucher nicht nur erfrischen, sondern ebenso für eine gute Durchblutung der Arme sorgen.

Buckow selbst ist ein kleiner idyllischer Ort, umgeben von sechs Seen. Der größte ist der Schermützelsee. Die Wanderung um den bis zu 45 Meter tiefen See ist mit neun Kilometern gut zu bewältigen. Rings um den Ort erstreckt sich der Naturpark Märkische Schweiz, der mit Seen und Bächen, Laubwäldern, Schluchten und Täler, Söllen und Quellen, Mooren und Fischteichen, Feldern, Wiesen und Hecken fast alle Landschaftsformen der Mark Brandenburg aufweist. „Die Bewegung erhöht die Lebenslust und hilft dem Menschen durch die Stärkung seines Körpers.“ Ja, auch diese Weisheit stammt von Sebastian Kneipp.

www.kurstadt-buckow.de

www.maerkischeschweiz.eu

www.buckow-online.de