So nah und doch so anders

Stintmarkt mit altem Kran - Fotos: Lüneburg Marketing GmbH

Eigentlich sind es nur rund 50 Kilometer – dennoch sind Hamburg und Lüneburg grundverschieden, fast wie zwei Welten. Maritime Metropole auf der einen Seite, historische, mediterrane Stadt auf der anderen. Die geschichtsträchtige City am Naturschutzgebiet Lüneburger Heide hat viel Charme – und ist zu jeder Jahreszeit die dreiviertel Autostunde wert.

Vor mehr als 1.050 Jahren wurde Lüneburg auf einem Salzstock erbaut. Die Produktion dieses weißen Goldes ermöglichte der Stadt im 14. Jahrhundert den Beitritt zur Hanse, dem kaufmännischen Verbund von Städten im Mittelalter, dem Lüneburg mehr als 200 Jahre angehörte. Durch den Salzhandel erlangte die Stadt im Mittelalter Reichtum und Ansehen.

Nur eine von vielen historischen Gassen

Noch heute trifft man auf Schritt und Tritt auf Zeugen dieser glanzvollen Geschichte. Gebäude in Backsteingotik und prächtige mittelalterliche Patrizierhäuser mit kunstvoll verzierten Giebeln residieren am Rand der vielen keinen Straßen und Gässchen. In ihrer Mitte thront eines der schönsten und größten mittelalterlichen Rathäuser Norddeutschlands, vor dem im Winter der festlich geschmückte Weihnachtsmarkt Tausende Besucher anlockt. Ein weiterer Besuchermagnet ist der große Platz „Am Sande“, in früherer Zeit ein Warenumschlagplatz, an dem sich die Lüneburger Patrizier mit Vorliebe ihre imposanten Bürgerhäuser bauten. Am alten Hafen, in dem früher das Salz verladen wurde, liegt das malerische Wasserviertel Lüneburgs mit dem Alten Kran und den über die Ilmenau ragenden, Jahrhunderte alten Häusern. Unbedingt sehenswert ist auch das Deutsche Salzmuseum in der ehemaligen Saline, in dem die Geschichte des weißen Goldes und seine Verbindung zu Lüneburg interessant veranschaulicht werden. In der Salztherme, dem „Salü“, sorgt die sprudelnde Sole weiterhin für Spaß und Erholung. Die Verbindung zum Salz ist also noch heute allgegenwärtig und bildet gemeinsam mit dem historischen Stadtkern und der weltoffenen Atmosphäre, die schon allein durch die vielen Studenten entsteht, die hier beheimatet sind, ein ganz besonderen Flair. Das Leben pulsiert hier und bietet jede Menge reizvolle Kontraste. Trendige Geschäfte, unzählige gemütliche Kneipen und alteingesessene Unternehmen sind in den historischen Giebelhäusern zu finden und ein Bummel durch die Stadt und ihre mittelalterlichen Gassen hat etwas von einer kleinen Zeitreise, bei der das Gestern und das Heute nah beieinander liegen. Der verkehrsberuhigte Innenstadtkern animiert mit seinen vielen attraktiven Geschäften zum Shoppen und die zahlreichen schönen Cafés und Bistros laden dazu ein, bei einer Tasse Kaffee und einem Stück selbstgebackenen Kuchens die einzigartige Atmosphäre Lüneburgs in sich aufzunehmen.

Feste und Traditionen

Das Lüneburger Rathaus

Der Lüneburger an sich und im Allgemeinen feiert auch gerne und genießt das Leben. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass an warmen Tagen Lüneburg ein fast mediterranes Flair hat und sich das Leben, vor allem abends, in den Biergärten und vor den Lokalen abspielt wie z. B. in der Schröderstraße oder auf den direkt am Wasser gelegenen Terrassen am Stintmarkt. Mit etwa 400 Gastronomiebetrieben hat die Salz- und Hansestadt die zweithöchste Kneipendichte Europas: Von der urigen Kneipe über die schicke Bar bis hin zum Sterne-Restaurant ist alles dabei. Außerdem gibt es zu jeder Jahreszeit mindestens einen großen Event, der in der Stadt ausgiebig zelebriert wird, wie der Frühjahrsmarkt, das Stadtfest oder die Lüneburger Sülfmeistertage, die jedes Jahr Ende September gefeiert werden. Wilde Wettspiele, spannendes Fassrollen und ein grandioser Festumzug erwarten dann die Besucher. 2018 wird dieses mittelalterliche Spektakel bereits zum vierzehnten Mal von der Lüneburg Marketing GmbH organisiert, um die Sülfmeister zu ehren, die im Mittelalter maßgebend für die Salzgewinnung und somit den Ruhm und Reichtum Lüneburgs waren. Der mittelalterliche Sülfmeistermarkt mit Marktvagabunden, Gauklern und Wahrsagern rund um die St. Johanniskirche bietet zwei Tage lang spannende Wettspiele und zum krönenden Abschluss den traditionellen Umzug mit anschließender Fassverbrennung. Im Jahre 2012 war die Stadt die Ausrichterin der 32. Internationalen Hansetage. Ein wichtiges Ereignis, bei dem auch der Umstand gefeiert wurde, dass sich Lüneburg wieder offiziell Hansestadt nennen darf. Anlässlich dieses Festes kreierte ein Lüneburger Juwelier, dessen Familienbetrieb bereits seit 111 Jahren hier ansässig ist, den Lüneberg Ring. Übrigens gibt es seit einiger Zeit auch eine Schmuckkollektion mit Hamburger Motiven. Florian Rollert, der schon seit seinen Kindertagen wusste, dass er etwas Kaufmännisches werden wollte, ist seit 2001 in das elterliche Geschäft eingetreten, das er seit nunmehr 11 Jahren alleine führt. Er steht stellvertretend für viele Traditionsunternehmen der Salzund Hansestadt, deren Besitzer nicht nur Geschäftsleute sind, sondern auch eng mit ihrer Stadt verwurzelt sind und sich in den verschiedenen Bereichen auch aktiv engagieren. So ist Florian Rollert z. B. im Kirchenbeirat und war bereits im Stadtrat aktiv. Für ihn ist es wichtig, dass ihn seine Kunden nicht nur hinter den Vitrinen seines Geschäftes in der Großen Bäckerstraße 1 ansprechen können, sondern dass er auch zur Gemeinschaft gehört und als Privatmann um Rat gefragt werden kann. Er führe gerne die Familientradition fort, sei aber auch bereit, sich der Zukunft zu öffnen und Neuerungen zuzulassen. „Wir haben 2011 die gesamten Geschäftsräume entkernt und umgestaltet, sodass sie jetzt moderner und ansprechender aussehen. Die Vitrinen- Anordnung ist anders und durch eine andere Farbgebung sieht alles edler und einladender aus.

Dennoch hat man bei einer so gravierenden Veränderung natürlich immer die Befürchtung, wie es von unseren Stammkunden angenommen wird. Glücklicherweise waren meine Ängste unbegründet und alles fand große Zustimmung“, freut sich der Geschäftsmann aus Leidenschaft, der neben dem Laden in der Bäckerstraße auch einen Trendshop an der Alten Münze betreibt. Auf die Frage, wie man es schafft, ein alteingesessenes Unternehmen trotz großer Konkurrenz so lange erfolgreich zu behaupten, erklärte er: „Zum einen ist da meine Verwurzelung in der Gesellschaft und mein hervorragendes Team, auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann. Damit wir unseren Kunden jeden Wunsch erfüllen können, von der kleinen Reparatur der Kette bis hin zu einer Umarbeitung eines Erbstückes. Zum anderen muss einfach leben und lieben, was man tut, und welcher Beruf beinhaltet schon, mit schönen Luxusgütern Menschen glücklich zu machen, die z. B. ihren Liebsten eine Freude damit bereiten können.“ Ob seine Kinder einmal die Familientradition fortsetzen werden, wisse er allerdings nicht, da die beiden Jungs erst neun und fünf Jahre alt seien.