So sehen Bronze Jungs aus

Freudenrolle rückwärts: Thomas Plößel und Erik Heil nach ihrer Bronzefahrt bei den Olympischen Spielen in Tokio | Foto: Sailing Energy / World Sailing

Sie haben es richtig spannend gemacht im Segelrevier vor dem Yachthafen Enoshima. Als Erik Heil und Thomas Plößel am frühen Nachmittag des 3. August vor den Toren Tokios bei der letzten Wettfahrt als Zweite hinter den neuen Olympiasiegern Dylan-Fletcher-Scott und Stuart Bithell die virtuelle Ziellinie überquert hatten, wussten sie noch nicht, ob es zu einer Medaille reichen würde.      

Als die beiden Spanier Diego Botin Le Chever/Iago Lopez Marrain aber nur als Siebte ins Ziel kamen, war es klar: Erik Heil und Thomas Plößel, der Wahl-Kieler und der Wahl-Hamburger, die unter der Flagge des in Hamburg- Uhlenhorst ansässigen Norddeutschen Regatta-Verein (NRV) segeln, hatten den Erfolg von Rio de Janeiro wiederholt und wie bei den Olympischen Spielen 2016 die Bronzemedaille gewonnen – in der 49er Klasse, der Königsklasse des olympischen Segelsports. 

„Wir hatten uns im Vorfeld mehr erhofft und wollten eine andere Farbe als die bronzene“, sagte Thomas Plößel. „Aber so wie die ganze Regatta gelaufen ist, war der dritte Platz am Ende super.“ Nach einer Magenverstimmung von Plößel am zweiten Tag waren die Medaillenträume weit weg. Ich weiß nicht, was es war, vielleicht war der Salat am Vorabend schlecht. Zum Glück haben wir den Tag nicht komplett versaut“, sagte Plößel. Zwischenzeitlich waren die beiden bis auf Rang acht abgerutscht, aber sie kämpften sich wieder nach vorn. Und im letzten Rennen, dem so genannten „Medal Race“ am 3. August, schafften Steuermann Heil und Vorschoter Plößel als Zweite die Punktlandung und schnappten Diego Botin Le Chever und Iago Lopez Marra die Bronzemedaille noch vor der Nase weg. Ausgerechnet den Spaniern, mit denen Erik und Thomas häufig zusammen trainieren und bestens befreundet sind. „Wir wollten mit den beiden eigentlich zusammen aufs Medaillentreppchen, das hat leider nicht geklappt. Wir haben den Ausgang dann auch mit einem weinenden Auge gesehen“, bedauerte Plößel. Dem 33-Jährigen und dem ein Jahr jüngeren Erik Heil wurde dreieinhalb Wochen später in ihrer Heimatstadt Berlin beim Tegeler Segelclub ein großer Empfang bereitet. Die beiden aus dem Berliner Ortsteil Frohnau stammenden Top-Sportler segeln schon lange für den NRV, aber alles begann in Tegel. „Der TSC ist unsere Heimat, es ist immer ein ganz besonderes Gefühl, von so vielen guten Freunden begrüßt zu werden“, sagen beide. „Wir können gar nicht fassen, was hier abgeht, das ist ganz großes Kino.“ 

Nach der großen Sause ging es für Plößel zurück nach Hamburg. Und Segeln rückt nun erst einmal in die zweite Reihe. „Jetzt steht Privates im Vordergrund. Während der Saison bin ich ja kaum in Hamburg, da wird die Beziehung zur Freundin schon einer harten Probe unterzogen.“ Und wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Schließlich ist Olympia in Paris schon in drei Jahren. „Dazu kann ich noch nichts sagen“, sagt Plößel. „Wir sind immer nur gesegelt, weil es uns einen Riesenspaß bereitet und ein wichtiger Teil unseres Lebens ist. Ob wir eine Medaille bei den Olympischen Spielen gewinnen, war eher zweitrangig.“ Der finanzielle Aspekt kommt noch erschwerend hinzu. „Durch Corona sind einige Sponsorengelder ausgeblieben, wir haben ein dickes Minus in der Kasse“, sagt Steuermann Erik Heil, der bei der Bundeswehr angestellt ist und Medizin studiert. Wäre eigentlich ein Unding, wenn eine Olympia-Teilnahme in drei Jahren am Geld scheitern sollte. Denn wie sagte Clemens Fackeldey, der Vizepräsident des Deutschen Seglerverbands, beim Siegerempfang: „Erik und Thomas gehören zu den Aushängeschildern des Deutschen Segelsports.“ Und zu denen des Norddeutschen Regattavereins in Uhlenhorst.