XXL-Einkaufszentrum wird zur Dauerbaustelle

So soll das Westfield-Areal im kommenden Jahr nach seiner Fertigstellung aussehen. Foto: MOKA Studio/URW

Bereits drei Mal wurde die Eröffnung des Westfield-Centers verschoben: Erst war sie
für April geplant, dann für August und zuletzt für den 17. Oktober dieses Jahres. Doch auch der letzte Termin ist aufgrund von Herausforderungen bei der Gebäudetechnik, beispielsweise bei Brandschutz- und sicherheitstechnischer Anlagen, geplatzt. Aktuell ist die Eröffnung für das späte erste Quartal 2025 anvisiert. Vor allem für die Ladenbetreiber, Gastronomen und Anbieter von Freizeitaktivitäten wie Kino oder Ausstellungen, ist die Warterei ein Problem. Sie müssen weiterhin mit der Ungewissheit des Eröffnungstermins leben. Wir haben mit einigen Mietern über den jetzigen Zustand gesprochen.

Das Westfield-Center sollte das Prestige-Objekt in der HafenCity werden und zahlreiche Besucher in den neu entstehenden Stadtteil locken. Inzwischen ist das XXL-Einkaufszentrum mit einer Fläche von über 100.000 Quadratmetern für Shops, Restaurants und Entertainment, seit immer noch zwei Jahren eine Dauerbaustelle. Und ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Weiterhin stehen auf dem Gelände, Baukräne, Gerüste und Bagger herum, die Bauarbeiter arbeiten eifrig, und rings herum steht ein hoher Bauzaun, der die Baufläche abschirmt. Die Baustelle ist nicht zu übersehen, wenn man den Ausgang der U4-Bahnstation Überseequartier nimmt. Der ein oder andere Passant bleibt stehen und schaut sich den Koloss an, der von außen erahnen lässt, wie riesig das Einkaufszentrum einmal werden wird. Einige Geschäfte, die hier einziehen werden, sind bereits zu erkennen wie zum Beispiel ein großer Süßigkeiten-Hersteller oder ein Kino.  

Geschichte und Entwicklung der HafenCity

Der erste Spatenstich für das Westfield-Center erfolgte bereits 2017 in einer feierlichen Zeremonie. Foto: URW/Stefan Groenveld

Der nördliche Teil der zentralen HafenCity rund um den Überseeboulevard wurde bereits 2010 fertiggestellt. Hier haben sich inzwischen schon Dutzende Geschäfte und Gastronomen angesiedelt. Im Frühjahr dieses Jahres eröffnete dann einer der letzten spektakulären Freiräume der westlichen HafenCity – der Strandkai. Seit Pfingsten sind die beiden öffentlichen Promenaden und der öffentliche Platz hinter dem Marco-Polo-Tower zugänglich. Außerdem wurden der Dom- und der St. Annenplatz umgestaltet, in dem die Flächen begrünt und mehr Sitzmöglichkeiten geschaffen wurden.  Im östlichen Teil der HafenCity ist u. a. ein Museum in Planung. Das „UBS Digital Art Museum“, dass hier entstehen soll, soll laut der Betreiber „teamLab“ das „größte Museum Europas“ werden. Es wird sich ausschließlich der digitalen und immersiven Kunst widmen. 

Fehlender südlicher Teil der HafenCity

Henrike Thomsen, Pressesprecherin Henrike Thomsen von der Hafen City Hamburg GmbH, freut sich sehr über die Bereicherung der HafenCity. Foto: Felix Amsel

Neben diesem gigantischen Vorhaben fehlt in der zentralen HafenCity der Abschuss mit dem südlichen Überseequartier. Das Westfield-Quartier umfasst nicht nur rund 170 Geschäfte und 40 Gastronomien, sondern auch Büroflächen, Hotels, Wohnungen und sogar ein Kreuzfahrtterminal. Es erstreckt sich mit 14 Gebäuden über eine Fläche von rund 419.000 Quadratmetern. Der Spatenstich für den Bau erfolgte 2017, der Grundstein wurde 2019 gelegt, eröffnet werden sollte das Projekt bereits 2022. Die HafenCity gilt es als eine der größten Baustellen Deutschlands. Ihre Bauzeit beträgt demnächst 25 Jahre. Dass sich das gigantische Projekt lohnt, davon ist Pressesprecherin Henrike Thomsen der Hafen City Hamburg GmbH überzeugt: „Auf einer Fläche von 127 Hektar entsteht ein lebendiger neuer und junger Stadtteil, der viel zu bieten hat“, sagt sie.  Er schaffe Platz zum Wohnen, Arbeiten, für Kultur, Bildung und Freizeit, dem Einzelhandel und dem Tourismus. „Die HafenCity stellt für die Stadt Hamburg eine Jahrhundertchance dar, sich mitten im Zentrum weiterzuentwickeln und eine neue Waterfront zu gewinnen.“

Riesige Zusatzkosten

Der französische Konzern Unibail-Rodamco-Westfield (URW) ist der Investor des Areals in der südlichen HafenCity, dessen Kosten immer weiter steigen: Allein das erneute Verschieben der Eröffnung wird das Unternehmen voraussichtlich zusätzliche 100 Millionen Euro kosten. Die im Juli kommunizierten Kostensteigerungen von ursprünglich 520 Euro erhöhten sich nun auf rund 620 Millionen Euro. Und damit ist auch die Gesamtinvestition von 1,64 auf 2,26 Milliarden. Bevor nicht alle Sicherheitsmängel behoben sind, wird der URW die Gebäude auch nicht zur Nutzung freigeben. 

Einkaufserlebnis mit attraktiven Marken

Laut dem Westfield-Konzern sind bereits jetzt 93% der Ladenfläche vermietet. Zu den Mietern der Geschäfte, die im Frühjahr 2025 einziehen wollen, zählen u. a. das Kaufhaus Breuninger, Haribo, Lego, Thalia und Douglas, sowie Gastronomen. Erst Mitte Oktober hat der Herrenausstatter „Anson‘s“ eine Ladenfläche von rund 2.600 Quadratmetern gemietet. Die Läden sind bereits angemietet, aber die Miete selbst, wird erst mit dem Einzug fällig.

Mieter müssen flexibel reagieren

Der Geschäftsführer und Inhaber Markus Deibler der Eisdielenkette „Luciellas Ice Cream“ sieht die Verschiebung inzwischen gelassen. Foto: Markus Deibler

Wir haben einige der Mieter großer Geschäfte zu einem Statement gebeten, oft aber als Antwort erhalten, dass sie sich zu der Verschiebung nicht äußern möchten. Sie sagten lediglich, dass sie sich auf die Eröffnung, wann immer sie denn komme, freuen würden. In den Medien hieß es immer wieder, dass bereits Personal eingestellt worden sei, dem dann wieder habe gekündigt werden musste oder bereits die Läden mit Ware ausgestattet worden seien. Wir haben aber auch einige Mieter gefunden, die sich zu der Verzögerung äußern, wie zum Beispiel Markus Deibler, Geschäftsführer und Gründer der Hamburger Eisdielenkette „Luciellas Ice Cream.“ Auch er musste dem Personal, dass er für Oktober eingestellt hatte, erstmal wieder absagen. Er betonte aber, dass er es für das Frühjahr braucht und sich freut, dass es dann endlich losgehe. Weiter sagt er: „Die Lage direkt am Wasser wird sicher ein sehr schöner Ort zum Shoppen, aber auch zur Erholung danach mit ein paar Kugeln Eis sein. „Ich freue mich sehr auf die Eröffnung. Und zwar aus Betreiber- als auch Besuchersicht.“

Die Geschäftsführerin Sabine Moormann des Unternehmens „fashion-evolution GmbH“ äußert sich kritischer. Ihr Unternehmen mit dem Markennamen „8beaufort.Hamburg“ stellt Sneaker und Taschen aus ausrangierten Segelmaterial her. „Wir sind startbereit und versuchen den Aufwand, der durch die Verschiebungen jedes Mal entsteht, zu managen, was in einem kleinen Unternehmen nicht ganz so einfach ist“, sagt sie. Für das Geschäft im Westfield-Einkaufszentrum sei bereits Ware bestellt worden, die umgelagert werden mussten.

Der Buchhändler „Thalia“, der in dem Shopping-Center einen großen Flagship-Store eröffnen will, lässt ausrichten, dass den bereits eingestellten Mitarbeitern nicht gekündigt werde, sondern sie bis zur Eröffnung auf andere Geschäfte verteilt werden.

Die Betreiber des Port des Lumières sagen zur Verschiebung der Ausstellungen zu Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser: „Natürlich sind wir sehr enttäuscht, dass die Eröffnung immer wieder verschoben werden musste. Wir wären bereits Ende April bereit gewesen. Wir bereiten uns jetzt auf das erste Quartal 2025 vor und sind zuversichtlich, dass es keine weiteren Verzögerungen geben wird.“ Alle drei Mieter betonen allerdings, dass der Westfield-Konzern sehr kooperativ ist und sie stets über den aktuellen Stand informiert.

Eine Bereicherung für die Hansestadt

Hamburg hat bereits rund 30 Einkaufszentren, dennoch gilt das in der HafenCity als innovativ, weil es eben nicht nur die Möglichkeit zum Einkaufen bietet, sondern auch ein Unterhaltungsprogramm, wie die Museumsfläche des „Port des Lumières“ oder „Lego Discovery.“ Wolfgang Raike, Vorsitzender des Tourismusverbands Hamburg sieht das Westfield-Projekt als große Bereicherung für die HafenCity und erklärt: „Das Center ist der letzte große, noch fehlende Baustein dieses neuen Stadtteils.“

Die Innenstadt und der neue Bereich im Hafen würden nicht in Konkurrenz zueinanderstehen, sondern sich vielmehr gut ergänzen. Und Wolfgang Raike führt weiter aus, dass es jetzt noch darum gehe, die Attraktivität des Fußwegs von der Mönckebergstraße zur HafenCity attraktiv für die Besucher der Stadt zu erhöhen.

Konkretes Datum steht nicht fest

Ein neues, konkretes Eröffnungsdatum gibt es noch nicht. Unibail-Rodamco-Westfield (URW) teilt mit, dass die Eröffnung der Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit des Westfield Hamburg-Überseequartier auf das späte erste Quartal 2025 verschoben wird.

www.unibail-rodamco-westfield.de