Museumsbesuch mit den Eltern – düster, staubig, grau und vor allem langweilig. Der Ausgang war oft der Höhepunkt des Besuchs. Heute setzen viele Museen auf Multimedia. Interaktives Erleben. Das merkt man auch bei den unzähligen Automobil- und Technikmuseen in Deutschland.
Nimmt man die schiere Zahl ausgestellter Fahrzeuge als Maßstab. führt an den Technik-Museen Sinsheim und Speyer kein Weg vorbei. Kaum ein Museum präsentiert eine solche Bandbreite wie die beiden Museen in Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz. Wer schon immer einmal in die legendäre Concorde einsteigen wollte, sollte daher nach Sinsheim fahren. Das russische Gegenstück des Überschall-Passagierjets findet man gleich daneben. In Speyer locken als Highlights eine Boeing 747 und ein ehemaliges U-Boot der deutschen Bundesmarine. Autofreunde kommen vor allem in Sinsheim auf ihre Kosten. Insgesamt finden sich auf über 50.000 m² Innen- und Außenfläche über 3.000 Exponate, davon knapp über 200 Autos. Nach Museumsangaben steht hier unter anderem die größte Formel 1-Sammlung auf europäischem Boden. Zu sehen gibt es außerdem die größte Maybach- Sammlung weltweit sowie eine große Zahl von Mercedes-Benz Kompressorwagen. Viele verschiedene Sportwagen, Vorkriegsfahrzeuge und eine große Ausstellung amerikanischer Automobile zeigen den Besuchern die Geschichte des Automobils.
Nur etwas mehr als eine Autostunde weiter finden sich gleich zwei herausragende Museen deutscher Automobilhersteller. Allein schon architektonisch sticht das 2006 eröffnete Mercedes-Benz Museum hervor. Auf neun Etagen und 16.500 m² Ausstellungsfläche werden 130 Jahre Automobilgeschichte präsentiert. Startpunkt der Zeitreise ist das Jahr 1886, als Carl Benz mit seinem Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 erstmals über Deutschlands Straßen tuckerte. Ein Rundgang führt von da aus die Besucher durch die Mythosräume, welche chronologisch die Mercedes-Markengeschichte erzählen. Wieder am Ausgangspunkt gibt es auf dem zweiten Rundgang die Collectionsräume zu bestaunen, wo neben Alltagsfahrzeugen wie Linienbussen auch das Papamobil von Papst Johannes Paul II. ausgestellt ist. Insgesamt sind 160 Fahrzeuge und 1.500 Exponate zu sehen.
Genau so eindrucksvoll ist das knapp neun Kilometer entfernt liegende Porsche Museum. Der deutsche Sportwagenbauer eröffnete seinen neuen Museumsbau drei Jahre später. Direkt am Stammsitz der Porsche AG in Stuttgart- Zuffenhausen präsentieren sich in dem scheinbar schwebenden Betonwürfel auf 5.600 m² mehr als 80 Fahrzeuge. Thematisch ist die Ausstellung in zwei Teile untergliedert. So wird die Firmengeschichte vor 1948 und danach beleuchtet. Die Räume der jüngeren Historie widmen sich vor allem den großartigen Rennwagen aus dem Hause Porsche und ihren zahlreichen Erfolgen. Auch interaktiv wird viel geboten. So können etwa selbst Autogeräusche gemischt werden. Per App kann der Besucher zudem noch weitaus mehr Wissenswertes erfahren.
Genau wie Mercedes-Benz und Porsche leistet sich auch BMW ein eigenes Museum. Dementsprechend repräsentativ ist der Museumsbau, der sich direkt gegenüber der BMW Welt, dem Ausstellungs- und Auslieferungszentrum der Marke, befindet. Im Gegensatz zur schwäbischen Premiumkonkurrenz ist das Gebäude kein Neubau, sondern wurde bis 2008 grundlegend saniert und erweitert. Der im Volksmund gerne als Weißwurstkessel bezeichnete Museumsrundbau beherbergt auf rund 5.000 m² mehr als 120 Exponate. Diese warten in vielen verschachtelten Räumen auf die Besucher und zeigen die breite Palette der Straßenfahrzeuge und der Motorsportabteilung. Aber auch hier beeindrucken nicht nur die Schaustücke an sich, sondern auch die vielen Installationen um diese herum.
Natürlich verfügt der größte deutsche Autobauer Volkswagen ebenfalls über ein Museum. Untergebracht in einer ehemaligen Textilfabrik zeigt die als Stiftung organisierte Ausstellung auf 5.000 m² insgesamt 130 Fahrzeuge der VW Produkthistorie, darunter neben den Klassikern Käfer, Golf und Bulli viele rare Studien, Prototypen und Unikate. Natürlich darf der berühmteste Käfer nicht fehlen. Ein für die Promotion genutztes Exemplar des Filmstars Herbie steht neben seinen zahlreichen Kollegen. Zudem werden im AutoMuseum noch eine ganze Reihe von Motorsportfahrzeugen wie der zweimalige Rallye Dakar Siegerwagen gezeigt. Ein weiteres Museum befindet sich direkt in der imposanten Autostadt. Das Zeit-Haus widmet sich der Geschichte des Automobils, und das markenübergreifend. Insgesamt finden sich hier 250 Meilensteine der Fahrzeuggeschichte von über 60 verschiedenen Marken.
Längst kein Geheimtipp mehr ist das Automuseum PROTOTYP in der Hamburger HafenCity. Der Besuch des im Gebäude einer alten Gummifabrik beheimateten Museums erinnert mehr an einen Rundgang durch eine Kunst-Galerie, so stilvoll sind die dort ausgestellten Fahrzeuge präsentiert. Gezeigt wird eine große Anzahl seltener Rennfahrzeuge von den Kleinstrennwagen der 50er bis hin zu modernen Rennwagen wie dem Audi Le Mans Prototyp oder die Formel 1 Rennwagen von Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Doch nicht nur die Fahrzeuge werden gewürdigt, auch die wagemutigen Fahrer und Konstrukteure. So wurde Wolfgang Graf Berghe von Trips eine ganze Ausstellung gewidmet, die neben dessen Rennautos viele Zeitdokumente zeigt.
Den Gegenentwurf findet der Autofreund weiter im Süden, genauer gesagt in der Nähe von Karlsruhe. Im beschaulichen Marxzell steht ein Museum der besonderen Art. Das Fahrzeugmuseum Marxzell mutet auf den ersten Blick wie die Spielzeugkiste eines 5-Jährigen an. Mit allerlei Fahrzeugen, Motorrädern, Spielzeug, Alltagsgegenständen und sogar einem Hubschrauber sind die Räume bis unter das Dach vollgestopft. Betrieben wird das Museum von den Brüdern Hubert und Wolfgang Reichert, deren Vater Bernhard Ende der 50er-Jahre den Grundstock für die heute rund 140 Automobile umfassende Sammlung legte. Hier zählt vor allem der zweite Blick, denn darunter sind echte Raritäten wie der seltene Wanderer W25K oder ein Mercedes 220 mit Wendler-Chassis. Dazu kommt eine herausragende Motorradsammlung.
Erst vor zwei Jahren wurde im an der Mosel gelegenen Bernkastel-Kues das Zylinderhaus eröffnet. Wer das verklinkerte Museumsgebäude, trotz der historischen Optik ein moderner Neubau, betritt, erlebt weit mehr als nur eine Sammlung von Automobilen oder Motorrädern. Man begibt sich auf eine Zeitreise und taucht ein in jene Tage, als Mobilität Fortschritt und Freiheit gleichermaßen verkörperte. Vorbei an den aufgereihten Oldtimern zieht eine Häuserfront mit kleinen Ladengeschäften, einem Zeitungskiosk und einladenden Arkaden die Blicke auf sich. Die Besucher werden in eine andere Zeit entführt. Natürlich sind die Autos und Motorräder die Stars des Zylinderhauses. Auf 5.000 Quadratmetern stehen mehr als 100 Fahrzeuge aus rund 90 Jahren Mobilitätsgeschichte. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt bei den einheimischen Zwei- und Vierrädern. Neben den großen sechs,sind auch solche Marken vertreten, die heute kaum noch jemand kennt. Oder wem sagt der Gutbrod Superior 600 etwas? Solche Bildungslücken lassen sich wunderbar im Zylinderhaus schließen. Ein Schwerpunkt liegt bei den Fahrzeugen der 30er- Jahre eindeutig bei den DKW Modellen.
www.technik-museum.de
www.mercedes-benz.com
www.porsche.com/museen
www.automuseum-volkswagen.de
www.autostadt.de
www.prototyp-hamburg.de
www.fahrzeugmuseum-marxzell.de
www.zylinderhaus.com