Eine Hamburger Home-Stagerin

Der Raum nach der Arbeit der Home-Stagerin – Foto: Gamze Özmen/Home Staging Concept

Der Trend des Home-Staging kommt aus den USA. Der Begriff bedeutet übersetzt so viel wie ein „Heim inszenieren.“ In den Staaten haben Immobilienmakler vor über 50 Jahren festgestellt, dass sich Wohnungen und Häuser besser verkaufen lassen, wenn sie eingerichtet sind. Der Trend kam dann auch vor über zehn Jahren über Kanada nach Europa und erreichte dann auch Deutschland. Hier hat sich der Trend in den letzten Jahren etabliert und in vielen großen Städte gibt es mittlerweile
Home-Stager wie die Hamburgerin Gamze Özmen.

Bei der Home-Stagerin Gamze Özmen ist nicht alles echt: Diese Waschmaschine besteht aus Pappe. Foto: Ida Katnic

Als Freunde sie vor zwei Jahren gefragt haben, ob sie ihnen beim Verkauf einer Immobilie hilft, war die Personalreferentin sofort mit Feuer und Flamme dabei. Aus dem Gefallen beim Einrichten zu helfen, ist der Startschuss für ihr neues Business geworden. Heute ist die 32-Jährige als professionelle Home-Stagerin unterwegs. „Als ich damals den Freunden geholfen habe, hatte ich gar kein Budget“, erinnert sie sich zurück. Die Möbel und Deko-Artikel von damals habe sie von Gebrauchtwaren-Plattformen wie Ebay-Kleinanzeigen, Freunden oder ihrem eigenen Fundus übernommen. Es sei zwar nicht viel gewesen, aber es habe gereicht, jeden Raum wohnlich einzurichten. Aus ein paar Kartons, einer Luftmatratze und ein paar Decken haben sie ein gemütlich aussehendes Bett gezaubert. Das Improvisieren ist geblieben, aber das Budget ist gestiegen. Ihre Möbel bezieht sie u. a. von Möbelhändlern aus Skandinavien oder auch von großen deutschen Ketten. Bei den Farben setzt sie auf klassische Designs. Und bei den Farben bleibe sie bei Schwarz, Weiß und Naturtöne. Trends verfolge sie zwar auch, setzte aber auf zeitlose Muster, Formen und Farben. Fast täglich bekommt Gamze Özmen Lieferungen, dabei platzt ihr 50 Quadratmeter großes Lager im Hamburger Stadtteil Rahlstedt fast aus allen Nähten. Es stapeln sich Kartons über Kartons. Zwischen all den Deko-Artikeln steht scheinbar auch das ein oder andere Elektrogerät, was aber auf den zweiten Blick gar keins ist, sondern nur eine Attrappe. „Sie hat die gleichen Maße wie eine echte, ist aber komplett aus Pappe“, lacht die gebürtige Hamburgerin. Die könne sie zusammenfalten und in der Wohnung ganz einfach aufbauen. Das diene dazu, dass sich die Käufer vorstellen könnten, dass auch eine echte Waschmaschine Platz an dieser Stelle habe. Von den Immobilienmarklern werde ihr erklärt, dass die räumliche Vorstellung bei vielen Kunden recht schlecht sei, so dass sie oft an den Maßen auf den Grundplänen nicht vertrauen würden.

Learing by doing

Gamze Özmen, die BWL studiert hat und lange Jahre im Personalbereich gearbeitet war, hat ihr Business peu á peu aufgebaut, in dem sie Home-Staging erstmal nur nebenbei betrieben hat. Als sie dann aber merkte, dass es immer besser läuft, hat sie ihren Hauptjob komplett aufgegeben. „Vorher fühlte es sich an, als ob ich es nur mit angezogener Handbremse machen, aber das wollte ich nicht mehr“, sagt sie. Direkt danach hat sie eine Weiterbildung in dem Bereich gemacht, in dem es um sowas sie Farbgestaltung, die Wirkung des Lichts und das eigene Marketing ging. „Letztlich waren das nur Impulse, denn eine richtige Ausbildung gibt es nicht. Es ist Learning by doing“, sag sie. Sie empfiehlt für den Beruf ein gewisses Organisationstalent, handwerkliches Geschick und unternehmerisches Handeln mitzubringen. Inzwischen kennt sie viele Tricks und Kniffe. „Das Licht ist wichtig, denn es lässt einen Raum größer wirken und entscheidet über die Atmosphäre“, sagt sie. Gerade auch die Lampen, die sie provisorisch anbringe, werden häufig und gerne von Kunden übernommen, wie teilweise auch andere Möbel. Neben dem Licht will sie auch eine gewisse Gemütlichkeit schaffen. Dafür legt sie schon mal ein aufgeschlagenes Buch auf das Bett oder richtet einen Frühstückstisch ein. „Bei der Besichtigung der Immobilien spielen Emotionen eine große Rolle“, sagt sie.

Und wenn nach einigen Wochen dann das Objekt vermietet oder verkauft ist, geht es an die Rückabwicklung. Ein Team aus Möbelpackern räumt mir ihr alles wieder ein, damit die Möbel für die nächste Immobilie eingesetzt werden können. Im Lager geht sie dann Artikel für Artikel durch, ob irgendetwas geschädigt ist und ersetzt werden muss. Trotz der vielen Dinge, auf die achten muss, möchte Özmen nicht in ihren alten Beruf zurück, sondern in den nächsten Jahren weiterhin als Home-Stagerin arbeiten.
von Ida Katnic

www.homestagingconcept.de