Nachhaltigkeit – schon beim Lesen hört man eigentlich auf, sich für das Wort oder seine Bedeutung weiter zu interessieren. Dasselbe gilt für Netzwerk, einen ebenso langweiligen Begriff, der irgendwann einmal hip war, aber längst in die Altwörter-Tonne gehört. Beim 30. N Klub Hamburg trafen sich Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit zukunftsweisender Denk- und Lebensweise. Es ging um neue Ansätze und Ideen für eine ökologische Zukunft.
Der Gastgeber der 30. Ausgabe war BIOBOB – „Hamburgs Bio Obst Lieferservice für Menschen bei der Arbeit“. Gegründet vor acht Jahren, versorgt er mittlerweile über 500 Unternehmen im Großraum der Hansestadt, meistens mit dem Fahrrad – so Geschäftsführer Jonas Puschke-Rui, der gemeinsam mit N-Klub-Initiator Lars Meier die Abendveranstaltung eröffnete. Nach der Impulsrede des Hamburger Journalisten Mathis Neuberger waren die beliebten „100 Sekunden“-Beiträge an der Reihe, die mal wieder zeigten, wie vielfältig und bunt die Nachhaltigkeitsszene ist. „80 Prozent der Ressourcen müssen unter der Erde bleiben, ansonsten werden wir es nicht schaffen, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen“, verdeutlichte Julia Pösl von Fossil Free Hamburg, das sich weltweit gegen Investitionen in fossile Brennstoffe einsetzt. Auch wird gefordert, dass bestehende Anlagen innerhalb der nächsten fünf Jahre abgestoßen werden müssen.
Das Unternehmen Ethnotek entwickelt hochwertige Rucksäcke und Taschen, alle mit einem handgefertigten Stoff von innen und außen verziert. „Wir unterstützen die Kunsthandwerker vor Ort, indem wir ihnen eine Mindestmenge an Stoffen langfristig abkaufen, und erhalten dadurch die textile Webkultur in den Ländern, in denen tatsächlich noch gewoben oder geknüpft wird“, berichtete Gründer Jim Tichatschek. Arnd Niemeyer von „Die Tomatenretter“ lud spontan alle Gäste für das Wochenende zu sich auf den Hof ein: „Wir sind dabei, das komplette Saatgut als Kulturleistung der Menschheit zu verlieren, wenn wir jetzt nicht gemeinsam aktiv werden.“ Gutes Gemüse für alle von den Höfen der Umgebung und die Sortenvielfalt auch anderer Kulturpflanzen soll erhalten bleiben, so lauten die Ziele dieser Initiative. Beim Format „N Klub fragt nach?!“ war diesmal der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, Dr. Andreas Dressel, zu Gast. Auf die Frage, wie die Flüchtlings-Situation die Stadt Hamburg im vergangenen Jahr verändert habe, schilderte der 41-Jährige, wie ihn die damalige spontane Anteilnahme der Sportvereine und Bildung vieler ehrenamtlicher Initiativen wie die Kleiderkammer beeindruckt hat. Aber auch, wie vorsichtig man in dieser Frage sein muss, damit das Thema in Hamburg, einer Stadt, in der verhältnismäßig viele Geflüchtete sind,keine falschen Signale aussendet. „Man darf auch nicht vergessen, dass wir nach wie vor ca. 8.000 Menschen in Erstunterkünften haben, die nach unseren Gesetzen einen Anspruch auf die Unterbringung in Folgeunterkünften haben. Das Problem ist nicht weg“, gab Dressel zu bedenken.