Cocktails im Kaninchenbau

Fotos: The Rabbithole

Seit März hat eine außergewöhnliche Bar auf St. Pauli ihre Türen für Gäste geöff net, die nicht nur einen Drink nehmen, sondern sich auch überraschen lassen möchten. Mit „The Rabbithole“ hat sich die erfahrene Bartenderin Constanze Lay einen Traum erfüllt.

kanninchenbau-02

Gemütlich ist das erste Wort, was einem in den Sinn kommt, wenn man die Räume der ehemaligen Kult-Disco Kir an der Ecke Kleine Freiheit/Simon-von-Utrecht- Straße betritt. Und dieses Wort ist im absolut positiven Sinne zu sehen, denn die Wände in warmen Erdtönen wie Hellbraun und Mokka, dazu die dunklen Holzböden, ein Kronleuchter, bequeme Ledersofas und edle Bartische lassen einen sofort sich wohlfühlen. Die hohen Fenster, durch die am Tage Licht hereinfällt und durch die man abends die Vorbeigehenden Richtung Reeperbahn schlendern sehen kann, bewirken, dass die Bar auch nicht zu eng wirkt, also nicht ganz wie im Kaninchenbau. Das Tier mit den langen Ohren und einem Spazierstock ist allerdings hier allgegenwärtig, an den Wänden und angestrahlt weist es zum Eingang der abgetrennten Zigarrenlounge, die stilsicher mit Chesterfi eldmöbeln ausgestattet ist. Auf den Namen Rabbithole kam Constanze Lay wegen ihres Lieblingsmusicals Alice im Wunderland. Letzteres beginnt hier im Glas, lächelt die Bartenderin und zaubert die unglaublichsten wie beispielsweise „Innocent Mary“, eine durchsichtige Version des Bloody-Mary-Klassikers mit geklärtem Tomatensaft, einen „Pink Gimlet“ mit selbstgemachtem Likör und Limette, eine „Wild Lady“, ein Mix aus Gin Zitrone, Zucker und Eiweiß, oder „French Rabbit“, ein Gin Sour mit Lavendel-Champagne- Schaum. Lavendel gehört übrigens zu den bevorzugten Zutaten der 33-Jährigen. Rund die Hälfte der Drinks auf der Karte kreiert die Hausherrin selbst. „Ich möchte hier eine gehobene Cocktailkultur anbieten, allerdings für jeden zugänglich – alle, vom Anzugträger bis zum Punk, sollen hier die Zeit vergessen und sich wohlfühlen.“

Grundsolides Handwerk

Auch wenn Constanze Lay gerne experimentiert und immer neue Kreationen erfindet, ist es für sie doch ein grundsolides Handwerk. Wenn die Bar geschlossen ist, verbringt sie Stunden hinter dem Tresen und stellt Zutaten für ihre Cocktails her: Grapefruitlikör, Lavendelspuma, Cocktailkirschen, Rock and Rye – alles selbstgemacht. Zwei Dinge stehen im Rabbithole ganz besonders im Vordergrund: die herrlich schimmernde Bartheke, mit goldenem Licht angestrahlt, und die Cold-Drip-Anlage, mit der Fotos: The Rabbithole Wodka, Rum und Pisco im Kaltauszugsverfahren schonend aromatisiert werden. Dabei entsteht eine Geschmacks- und Aromenvielfalt im Glas, die man so noch nicht geschmeckt hat. Neben den eigens kreierten Drinks stehen natürlich auch die Klassiker wie ein Zigarrenmenü mit Portwein oder Madeira. Zu jedem Drink wird frisches salziges Popcorn serviert. Damit sich aber nicht nur Whiskykenner, Gin-Experten und Cocktail- Fans in Constanzes Kaninchenbau verirren, gibt es auch ein gutes Pils vom Fass. Wer allerdings die klassischen Cocktails möchte, sucht auf der Karte vergeblich. „Jeder Gast soll das Gefühl haben, dass der Cocktail komplett auf ihn zugeschnitten ist. Das gelingt mir mit außergewöhnlichen Drinks am besten“, sagt die Gastgeberin.