Ehrlich währt am längsten …

„Autopapst“, Autojournalist und Maschinenbau-Ingenieur Andreas Keßler - Fotos: privat

Beinahe täglich erweist sich diese Binsenweisheit als richtig, aber trotzdem wird geschummelt, gelogen und sogar bewusst betrogen. Wohin das führt, ist aktuell am Beispiel der Automobilindustrie und deren Dieselautos zu sehen.

Wer nun denkt, hier setzt eine weitere Beschimpfung der Autobauer ein, irrt: Gemeint ist die Auseinandersetzung um das Auto an sich. Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder Diskussionshöhepunkte, in denen es um die „Blechlawine“ und ihre Auswirkungen auf unser Leben geht. Das Leben mit dem Auto muss sich ändern, heißt es. Es gibt zu viele, sie sind zu groß, zu laut und vor allem zu giftig.

Gerade jetzt ist wieder ein Höhepunkt erreicht. Unser mobiles Leben stößt in jeder Richtung an Grenzen, als Ursache der Mobilitätsprobleme ist aber wieder einmal nur das Auto im Fokus der allgemeinen Diskussion. In der Tat ist speziell in den Metropolen ein Aufenthalt im Freien wenig erquicklich, weil die Blechkisten allgegenwärtig sind. Sie sehen inzwischen fast alle gleich aus, viele sind viel zu groß für die Einzelperson, die sie befördern, und sie belegen öffentlichen Raum, der von allen bezahlt, aber nur von Automobilisten benutzt wird.

Wie schön wäre ein Platz mit alten Bäumen, auf dem man mit Freunden sitzen könnte, ohne dass das Gespräch nur mit erhobener Stimme oder gar nicht möglich ist. Oder eine Wohnstraße, die man ohne Angst vor plötzlich zu schnell fahrend auftauchenden Autos überqueren könnte. Oder, als Spitze der Glückseligkeit, wie schön wäre eine Innenstadtwohnung in einer ruhigen Gegend … Was hier schlaglichtartig beschrieben wird, sind Auswirkungen des Mobilitätswahns, der viele Ausformungen hat. Besonders gut sichtbar werden diese durch das Mobilitätsformat „Auto“, aber auch bei den Formaten „Flugzeug“, „Bahn“ und sogar „Fahrrad“. Alle sind an der Grenze ihrer Kapazitäten angelangt und bei Benutzung in Spitzenzeiten einfach nur noch nervig, gewettert wird aber nur gegen das Auto.

Um für Besserung oder sogar ein Umdenken zu sorgen, muss man endlich einmal anfangen, der Mobilität Grenzen zu setzen. Auch, aber eben nicht nur bei den Autos. Das wird unpopulär, ist aber unvermeidlich, wenn es nicht zu einem Verkehrsinfarkt kommen soll. Und vor allem wäre es ehrlich. Viel ehrlicher als die Benutzung des Begriffes „Umweltschutz“ als Waffe im Kampf gegen den Stau. Außerdem dauert dieser Umweg viel zu lange, und er macht den Schutz der Umwelt, der weit mehr ist als eine Schlacht gegen das Auto, zum simplen politischen Werkzeug. Das hat der Umweltschutz, aber auch das Auto, nicht verdient!