
Hamburg von seiner schönsten Seite: Wer in dem Viertel an der Elbe entlangflaniert, vom traditionsreichen Fischmarkt bis zum malerischen Övelgönne, spürt es sofort: Dieses Quartier hat Charakter. Hier mischt sich die Geschichte des fischproduzierenden Gewerbes mit moderner Kreativszene. Was braucht es, damit ein solches Juwel dauerhaft pulsiert? Es braucht Frequenz, Vielfalt und Emotion. Und dafür braucht es Menschen, die mehr wollen. Menschen, die den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen, und die Lust, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten. Zentrale Schnittstelle für diese Entwicklung ist heute das Quartiersmanagement. Für die Elbmeile Hamburg ist das seit rund einem dreiviertel Jahr Boie Baumann.

Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders angesprochen?
Mich hat sofort die besondere Atmosphäre beeindruckt. Die Elbmeile hat eine Mischung, wie man sie selten findet: Wasserlage, historische Substanz, eine kreative Szene, einer der größten Design-Distrikte Hamburgs und hochwertige Gastronomie – und vor allem Menschen mit vielen guten Ideen. Dieses Quartier ist gewachsen, nicht geplant – voller Geschichten, Begegnungen und lebendiger Identität. Hier wird Stadt spürbar, aus Menschen, Momenten und Ideen.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Chancen – aber auch Herausforderungen – für dieses Quartier und wie sehen Sie Ihre Rolle dabei?
Ich bin mehr als ein Vermittler – ich bin Möglichmacher, Netzwerker und Motor zugleich. Es geht darum, Bedürfnisse eines Stadtviertels frühzeitig zu erkennen, Akteure zu verbinden und konkrete Projekte anzustoßen. Die Chance liegt darin, dass viele Akteure Lust haben, sich einzubringen. Bereits in den ersten Wochen war spürbar, wie groß das Interesse an Austausch, gemeinsamer Gestaltung und neuen Impulsen ist. Das Konsumverhalten verändert sich – eine Herausforderung für viele Orte, die zugleich spannende Möglichkeiten eröffnet. Das heißt: Es reicht nicht mehr, Räume einfach nur zu verwalten. Wir müssen aktiv Erlebnisse schaffen – im öffentlichen Raum, durch kreative Nutzung, durch echte Begegnung. Dafür braucht es Strukturen, die dauerhaft tragen.
Wie schätzen Sie die Perspektiven für die Elbmeile ein?
Damit ein Viertel wie die Elbmeile dauerhaft attraktiv bleibt, braucht es nicht nur Ideen, sondern klare Zuständigkeiten, verlässliche Finanzierung und langfristige Perspektiven. Quartiersmanagement darf kein kurzfristiges Projekt sein. Wenn wir Stadtentwicklung ernst nehmen, müssen wir sie mit den Menschen vor Ort denken – und fest in den Strukturen verankern. Die Elbmeile hat enormes Potenzial – und viele, die bereit sind, etwas zu bewegen. Jetzt braucht es einen verlässlichen Rahmen, der dieses Engagement bündelt und dauerhaft trägt.
Was möchten Sie in der kommenden Zeit konkret anstoßen?
Wir arbeiten daran, die Potenziale der Elbmeile sichtbarer zu machen – und Räume für gemeinsames Handeln zu schaffen. Das kann ein neu gestalteter Straßenabschnitt mit mehr Aufenthaltsqualität sein, Pop-up-Aktionen mit lokalen Akteuren oder kreative Nutzungen von Leerstand – immer mit dem Ziel, mehr Leben ins Viertel zu bringen. Entscheidend ist für mich: Quartiersmanagement heißt nicht, alles selbst zu machen, sondern Menschen zu verbinden, Ideen aufzugreifen und zum Leben zu erwecken. Wenn das gelingt, kann aus vielen einzelnen Impulsen eine echte Bewegung werden. Und genau das ist mein Ziel.
Steckbrief Boie Baumann
Funktion: Quartiersmanager der Elbmeile
Seit: Frühjahr 2025
Hintergrund: Seit über 20 Jahren als selbstständiger Kreativer in Hamburg aktiv, bringt Boie Baumann gestalterische Erfahrung, unternehmerischen Weitblick und ein feines Gespür für Menschen und Orte mit. Seine Arbeit lebt von Dialog, Ideenvielfalt und dem Blick für das Machbare.
Leitsatz: „Quartiersentwicklung lebt vom Zuhören, vom Motivieren – und von der Energie, die entsteht, wenn sich viele einbringen.“
