Der Senior Experten Service (SES) ist eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft mit Sitz in Bonn und die größte deutsche Ehrenamts- und Entsende-Organisation für Fach- und Führungskräfte im Ruhestand. Gesucht werden neben Ingenieuren und anderen Berufsgruppen auch verstärkt Fachleute aus dem breit gefächerten Bereich Hotelfachgewerbe.
„Es sollen keine innovativen Ideen weitergegeben werden. Denn schließlich erhofft sich die Deutsche Wirtschaft Folgeaufträge durch diese Zusammenarbeit.“ Dr. Wolfgang Schneider
Weltweit gibt die gemeinnützige Gesellschaft seit 1983 Hilfe zur Selbsthilfe, hauptsächlich in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in Deutschland. Träger des SES sind die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft. Zurzeit sind rund 12.000 Ehrenamtliche aller Berufsgruppen im Einsatz. Das klingt zwar nach einer großen Anzahl, ist aber de facto längst nicht genug. „Eigentlich bräuchten wir ca. 100 neue Anmeldungen pro Monat, was im Umkehrschluss heißt, dass wir 1.200 neue Freiwillige pro Jahr benötigen“, erklärt Dr. Wolfgang Schneider, Beauftragter Deutsche Wirtschaft und Koordinator des SES. Wie der Titel des Stiftungsnamens schon verrät, werden Menschen im Ruhestand gesucht, die in leitenden Positionen tätig waren, die für maximal 6 Monate ins Ausland geschickt werden. „Das Alter der Senioren liegt zwischen 55 und 85 Jahren. Im Schnitt ist jeder von ihnen fünf bis zehn Mal im Einsatz. Auch Frauen sind mit dabei, sogar im zunehmendem Maße. Wir suchen bei Verbänden, Vereinen und der Bundeswehr nach geeigneten Kandidaten. Manche kommen auch auf uns zu, weil sie durch Mundpropaganda von uns gehört haben“ – so der Vertreter der Deutschen Wirtschaft. Die Auftraggeber sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen und öffentliche Verwaltungen. Das Ziel sei, Wissen zu vermitteln und Hilfestellung zur Selbsthilfe zu geben, erörtert Dr. Schneider. Vor einem Einsatz gibt es einen dreitägigen Crashkurs mit Informationen, praktischen Tipps über Hygiene, Umgangsgepflogenheiten, Gespräche mit anderen Experten sowie Verhaltensregeln.
Mehrmals im Einsatz
Gute Erfahrungen mit dem SES hat der langjährige Vorsitzende der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland Rüdiger Mißner gemacht. Der 66-Jährige ist seit rund anderthalb Jahren in Rente und ist bereits mehrmals in Kasachstan gewesen, um dort eine kleine Gruppe von Hotels zu unterstützen. „Es freut mich, dass ich mein Know-how an andere weitergeben und sie so unterstützen kann. Bei meinem letzten Auftrag habe ich geholfen, einen Businessplan und eine Website zu erstellen, sowie Tipps für das Rechnungswesen gegeben.“ Drei Mal war der ehemalige Hotelier schon im Ausland tätig und habe viel Gastfreundschaft und private Einblicke in das Leben der Bevölkerung vor Ort bekommen. Seine Wunschziele wären übrigens Mittel- oder Südamerika. „Da es mir auch in meinem Ruhestand viel zu wenig ist, nur auf der faulen Haut zu liegen, finde ich es eine schöne Sache, anderen Menschen zu helfen. Ich selber profitiere ja auch davon, indem ich viele neue Menschen treffe und andere Gesellschaftsstrukturen kennenlerne. Das macht einen demütig und man sieht das eigene Leben mit anderen Augen, weil man einen anderen Blickwinkel bekommt“, sagt Rüdiger Mißner voller Begeisterung.