Komm als Gast, geh als Freund

Gerlinde Suling, Klaus Bostelmann (Vorsitzender der Hamburg-Greeter), Familie Koch sowie die Greeter Hartmut Roderfeld und Jürgen Schlenker (v. l. n. r.) - Foto: Hamburg-Greeter

So lautet das Motto der Greeter, die es sich mittlerweile in rund 140 Städten zur Aufgabe gemacht haben, Gästen ihre Stadtteile, Reviere oder Geschichten hautnah und persönlich näherzubringen. Seit 2012 freuen sich 120 Hamburg-Greeter auf Besucher, die per Internet anfragen, ob sie Zeit und Lust auf eine exklusive Führung durch die Hansestadt haben. Erst kürzlich wurde der 10.000 Gast begrüßt.

Es war sogar nicht nur ein Gast, sondern gleich eine ganze Familie aus Köln: Anne und Olaf Koch mit ihren Kindern, der 13-jährigen Helena und dem 12-jährigen Johann. Den Tipp hatten sie von einer Freundin in München, die dort Greeterin ist. „Wir lieben unsere Stadt und unseren Stadtteil und möchten den Besuchern einen Einblick in unser ganz persönliches Hamburger Leben gewähren. Wir begleiten unsere Gäste durch die Stadt, ohne Bezahlung und ohne ein Trinkgeld – so wie es auch unter Freunden selbstverständlich ist“, erklärt Greeter Hartmut Roderfeld.

Feste Routen gäbe es nicht, jeder Hamburg-Besucher darf einen individuell gestalteten Rundgang erleben und nebenbei etwas aus dem Alltag und Leben der Hamburger erfahren. „Alle Greeter haben vor der Tour Kontakt zu den Gästen, um den Treffpunkt auszumachen und um Interessen und Wünsche berücksichtigen zu können, wenn diese es nicht schon bei der Anmeldung angegeben haben. Das können einzelne Bezirke oder Sehenswürdigkeiten sein wie der Hafen, Hafencity oder z. B. Blankenese oder St. Pauli. Ganz oft überlassen die Gäste aber auch ihrem Greeter ganz die Tour mit dessen Lieblingsecken, die man als Tourist eben nicht entdeckt“, erzählt Hartmut Roderfeld. Die Hamburger Greeter seien auch gerade dabei, die Fragebögen an die Gäste etwas zu ändern, indem nicht nur Bezirke angeboten werden, da die Namen ja oft nicht bekannt sind, sondern auch Themen wie „Das grüne Hamburg“, „Hafenleben“, „Architektur“ oder „Entlang der Elbe“. Dazu kommen Greets für Radfahrer. „Einige Gäste sind geschichtlich sehr bewandert, andere lieben kleine Hinterhöfe mitten in der Stadt. Und verlässt man beispielsweise die Reeperbahn, fühlt man sich nur einige Querstraßen weiter wie in einer anderen, ruhigen Welt. Da kommen die Gäste alleine eher nie hin“ – so der Greeter. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es eine spezielle Tour: auf den Spuren der „Pfefferkörner“, einer Kinder-TV-Serie.

Auf der Facebook-Seite finden Interessierte auch immer neue Geschichten von Greets, denn sehr viele Gäste „beurteilen“ und bedanken sich dort.

Wer beim Greet durch die Stadt allerdings eine komplette Sightseeing-Tour zu touristischen Attraktionen erwartet, muss auf die üblichen Stadtrundfahrten zurückgreifen. „Wir sind keine professionellen Stadt- oder Fremdenführer. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Begegnung mit Reisenden und die individuelle Präsentation unserer Stadt oder Region. Wir können unseren Gästen aber sagen, wo es welche professionellen Führungen, Rundfahrten usw. gibt“, sagt Hartmut Roderfeld.