Motorsport hautnah

Fotos: Gregor Borwig

Bei bestem Spätsommerwetter kamen am 8. und 9. September rund 25.000 Zuschauer zur neuen Revival-Strecke am Nordrand des Stadtparks. Bereits zum zweiten Mal ist die City Nord Austragungsort des historischen Motorsportereignisses vom Feinsten.

Dieser über 100 Jahre alte Park in Winterhude war schon früher Schauplatz der acht historischen Rennen von 1934 bis 1952 – und der Revivals seit 1999. Seit 2017 fahren die historischen Renn- und Sportfahrzeuge durch die Bürostadt City Nord. Mit Fußgängergalerien und Brücken, von denen aus die Zuschauer von oben auf die Rennstrecke schauen können – ebenso wie bei dem Formel-1-Klassiker Monaco. „Mehr kann man an einem Wochenende nicht erleben“, schwärmte Frank Schröter aus Oldenburg. Seit 2004 fährt er bei den Stadtpark-Revivals mit, mal auf einer Solo 250er, mal als Schmiermaxe, wie die Beifahrer bei den Renngespannen genannt werden. Ihm gefällt es in der City Nord in allen Punkten besser als früher auf der Saarlandstraße. „Die Strecke ist besser mit vielen breiten, schnellen Passagen und dann wieder winkeligen Ecken. Hier muss man zeigen, ob man fahren kann. Auf dem Überseering können wir besser überholen, sodass wir uns nach dem Speed sortieren können. So wird es auch für die Zuschauer interessanter, als wenn wir in einer Kolonne hintereinander herfahren, weil wir nirgendwo überholen können wie auf der Saarlandstraße“, ergänzt Frank Schröter.

Monaco-Feeling

So sieht das auch Triumph-GT6-Fahrer Stefan Klemm: „Den GT6 habe ich schon seit über 25 Jahren, aber die Saarlandstraße war mir immer zu eng zum flott Fahren.“ Dort bewegte Klemm seine Honda CB750. Vom neuen Kurs ist er hellauf begeistert: „Auto-Fahrerlager, Ambiente und vor allem die Strecke sind besser als früher.“ Diesen Vergleich können auch die Profis ziehen. Frank Biela, dreifacher Le-Mans-Gesamtsieger und DTMMeister 1991, kennt die Saarlandstraße und jetzt den Überseering: „Das ist jetzt hier ein echter Fahrspaß“. Zusammen mit den Rallye-Legenden Klaus-Joachim „Jochi“ Kleint aus Hamburg und Harald Demuth kam er mit Audi-Tradition zum Revival. Fast von Beginn an gehört Audi zum Partner der Revivals.

Mit dem ADAC ist in diesem Jahr ein neuer Partner dazu gekommen. Revival- Chef Hardy Kowen war sehr zufrieden: „Damit war das Revival in Punkto Streckensicherung garantiert!“ Bei aller Begeisterung gab es immer wieder die Frage, warum City Nord, wenn es doch Stadtpark-Revival heißt? Kein Widerspruch für Hardy Kowen: „Das ist richtig, wir fahren nicht mehr ‚im‘ Stadtpark, dafür aber an dessen Rand. Der Jahnring, von dem der Überseering abgeht, war ebenso immer Teil aller historischen Stadtpark-Rennen wie Saarlandstraße und Südring. Aber die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern geht vor. Und wenn mehr Speed der historischen Renner auch das Spektakel für unsere Zuschauer erhöht, umso besser …“

Ein echtes Stück Zeitgeschichte boten die 13 Melkus RS 1000, die in Hamburg sogar zwei Wertungsläufe des „BMW Melkus RS1000 Cup“ ausfuhren. Die DDRSportwagen des Dresdener Rennfahrers und Konstrukteurs Heinz Melkus galten als „Ost-Ferrari“ – flach wie eine Flunder, mit Flügeltüren und rund 200 km/h Top Speed. Und das Ganze mit einem Dreizylinder- Zweitaktmotor (!) mit gerade mal 992 ccm Hubraum. Lediglich 101 Exemplare entstanden in Handarbeit – und sind heute begehrte Sammlerstücke.

Und bereits jetzt beginnen die Vorbereitungen für das Stadtpark-Revival 2019 – natürlich noch spektakulärer, noch besser und wieder in der City Nord!

von Christian Achmann