In diesem Jahr feiert eins unserer liebsten Vehikel ein besonderes Jubiläum: das Fahrrad. Vor 200 Jahren stieg Karl Freiherr von Drais das erste Mal auf seine hölzerne Laufmaschine und gab damit den Anstoss für das heute allgegenwärtige und beliebte Zweirad.
Seither ist viel passiert: Der Luftreifen wurde erfunden, der Pedalantrieb, die Kette, die Schaltung, die Bremsen, die Federung und die Elektrounterstützung. Moderne Fahrräder sind mittlerweile komplexe Verbindungen zahlreicher Technologien und erleben seit einigen Jahren eine neue Blütezeit. Sie gelten als Hoffnungsträger moderner Mobilität, generationsübergreifendes Fortbewegungsmittel, Lifestyle-Objekt und als Sportgerät. Viele Menschen haben ein hohes Mobilitätsbedürfnis und ein noch höheres Umweltbewusstsein. Beides wird mit einem Fahrrad unter einen Hut gebracht. Selbst die Bundesregierung sieht im Zweirad das Mittel zur Erreichung der Klimaziele und stellt steuerlich ein Dienstfahrrad mit einem Dienstwagen gleich. Waren vor einigen Jahren noch große schicke Autos ein Statussymbol für eine gewisse Stellung im Unternehmen, sind es jetzt hochwertige Fahrräder wie beispielsweise Mountainbikes, die sich in diesem Jahr auch mit Elektromotor präsentieren – eine sozusagen sportliche Ausrichtung des E-Bike- Themas. Gemeinsam mit Elektrorädern und Pedelecs sind sie die Zugpferde der Radbranche, die mittlerweile alle Lebenslagen erobern: Die Bandbreite reicht von komfortabel auf der Straße über sportlich im Gelände bis hin zum Lastentransport für Einkäufe. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch im Fahrradsegment eine große Rolle, so hat der Hersteller My Boo in diesem Jahr ein erstes E-Bike mit Bambusrahmen herausgebracht, jedes davon ein Unikat und per Hand in Ghana gefertigt. Die stabilen Rohre federn Erschütterungen locker ab und sind dabei witterungsresistent. „Außerdem sieht ein Bambusrad stylisch aus und man fällt damit überall auf“, so Jonas Stolzke von My Boo. Das weltweit erste Bambus-E-Rad steht sinnbildlich für den Imagewandel der elektrifizierten Räder, den auch Anja Knaus vom Elektrorad-Pionier Flyer sieht: „Die Zeiten, in denen E-Bikes als Reha-Mobile galten, sind lange vorbei, und die Entwicklung steht nicht still.“ E-Bikes sind also mittlerweile weit mehr als Fahrräder mit angeschraubtem Motor und Akku. Das Unternehmen präsentiert 2017 eine Weltneuheit: In Zusammenarbeit mit Panasonic wurde das erste komplett im Motor integrierte Zwei-Gang-Getriebe entwickelt. Damit soll erreicht werden, dass der E-Biker die passende Tretunterstützung in jedem Terrain bekommt – egal ob im Gelände oder in der Stadt. Auch in diesem Jahr neu am E-Bike- Start sind Liegeräder, Rennräder, Kinder-E-Bikes und sogar ein Mountainbike-Tandem. Vor allem in großen Städten beliebt und schwer im Kommen sind zudem klappbare E-Bikes.
Von der Nische in den Mittelpunkt
Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) schätzt, dass rund drei Millionen E-Bikes in Deutschland unterwegs sind. Tendenz weiter steigend. Rund 98 Prozent aller verkauften Elektroräder seien Pedelecs. Der Motor unterstützt dabei nur, wenn man in die Pedale tritt, und bis maximal 25 km/h. Die Räder sind mit einem 250-Watt-Motor ausgestattet und rechtlich Fahrrädern gleichgestellt. Das bedeutet: keine Helmpflicht und Fahren auf Radwegen ist erlaubt. Dennoch rät der ZIV, vorsichtig und angepasst zu fahren und einen Helm aufzusetzen. Generell wird in diesem Jahr das Thema Sicherheit großgeschrieben, sei es bei der fluoreszierenden Radbekleidung, bei stabileren Rahmen oder beim Diebstahlschutz von z. B. Abus, bei dem eine spezielle Kappe am Schloss vorhanden ist, die nur im Liegen geöffnet werden kann. Das digitale Fahrrad ist ein weiterer Trend, ob Navigation, Diebstahlschutz oder Trainingsdaten. Beispielsweise bietet der Fahrradhersteller Haibike
in Kooperation mit der Deutschen Telekom eine Plattform zur Vernetzung von E-Bikes mit Smartphones. eConnect heißt das System, das z. B. eine Ortungsfunktion, Leistungsdatenaustausch mit Trainings-Apps und eine automatische Unfallerkennung mit Notruf bietet. „Damit hat das Radfahren eine Möglichkeit, sich im wachsenden digitalen Netzwerk zu integrieren“, so Susanne Puello, Geschäftsführerin von Haibike. Auch beim Thema Akku entwickelt sich die Technologie rasant, zum einen ist er jetzt Unmeist unauffällig im Rahmen integriert und zum anderen garantiert die verbreitete Lithium-Ionen-Technologie Reichweiten von bis 120 Kilometern. Der Schwerpunkt des Rades liegt jetzt in der Mitte, dies trägt zur Fahrstabilität bei und der Gepäckträger ist wieder frei für seinen eigentlichen Zweck.